Salzgitter (epd). Fast 40 Jahre nach dem schweren Unfall im sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl im April 1986 sind Wildpilze auch in Deutschland zum Teil noch immer radioaktiv belastet. Pilze aus dem Wald könnten radioaktives Cäsium-137 enthalten, das aus dem Reaktorunfall oder sogar aus oberirdischen Atomwaffentests des 20. Jahrhunderts stamme, teilte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) am Freitag in Salzgitter mit.
Vor allem in einigen Gegenden Süddeutschlands könnten Pilzsammler noch auf Exemplare stoßen, die mehr als 600 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse enthalten - also über dem Grenzwert für Pilze im Handel liegen. Am meisten Cäsium-137 fanden die Fachleute des BfS in den vergangenen drei Jahren in Semmelstoppelpilzen, in Rotbraunen Semmelstoppelpilzen und in Elfenbeinschnecklingen. Teilweise hätten die Messwerte über 2.000 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse gelegen, hieß es.
Zugleich gab das BfS Entwarnung: „Wenn man selbst gesammelte Pilze in üblichen Mengen verzehrt, ist das aus Sicht des Strahlenschutzes überall in Deutschland unbedenklich“, sagte Behördenchefin Inge Paulini. „Weil alle Hauptnahrungsmittel nahezu unbelastet sind, erhöht es die eigene Strahlendosis nur geringfügig, wenn man gelegentlich Pilze mit höheren Cäsium-137-Werten isst.“
Cäsium-137 ist ein radioaktives Isotop des Elements Cäsium, das nicht natürlich vorkommt. Es entsteht unter anderem bei der Kernspaltung in Atomkraftwerken. Seine Halbwertszeit beträgt etwa 30 Jahre. Das bedeutet, dass die Menge an Cäsium-137, die sich 1986 in Deutschland am Boden ablagerte, bis heute zu rund 60 Prozent zerfallen ist.