Bundesinstitut sieht neue Arbeitskräfte bei Frauen und Zuwanderern

Bundesinstitut sieht neue Arbeitskräfte bei Frauen und Zuwanderern

Wiesbaden (epd). Angesichts der sinkenden Zahl von Erwerbstätigen sieht das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) Potenzial für neue Arbeitskräfte vor allem bei Frauen und Zuwanderern. Mit dem Übergang der geburtenstarken Jahrgänge der 50er und 60er Jahre in den Ruhestand sinke die Zahl der Erwerbspersonen in Deutschland ab 2025 deutlich, sagte die BiB-Direktorin Katharina Spieß am Donnerstag in Wiesbaden. Einen Ausgleich könne die Hebung von ungenutzten Erwerbspotenzialen bei Frauen in Westdeutschland, Müttern und Zuwanderern schaffen.

Nach Berechnungen des BiB wird die Zahl der Erwerbspersonen aufgrund des Geburtenrückgangs in der Vergangenheit von derzeit 51 Millionen auf 48 Millionen im Jahr 2040 sinken und danach noch weiter. Ein Ansatzpunkt gegen den Fachkräftemangel liege in einer höheren Erwerbsbeteiligung von Frauen, sagte Spieß. In Westdeutschland arbeiteten Frauen im Durchschnitt drei Stunden die Woche weniger als in Ostdeutschland. Eine Angleichung auf das Ost-Niveau könnte eine spürbare Entlastung schaffen.

Mütter von minderjährigen Kindern wünschten sich eine um fünf bis sechs Stunden die Woche höhere Arbeitszeit, als sie tatsächlich arbeiten, sagte Martin Bujard vom BiB. Väter von minderjährigen Kindern dagegen arbeiteten drei bis vier Stunden die Woche mehr, als sie es wünschten. Durch entsprechende Unterstützung wie ausreichenden Wohnraum, verlässliche Kita- und Schulbetreuung und berufliche Entlastung während der Kleinkindphase könnte bei Müttern ein beachtliches Erwerbsvolumen gehoben werden. Diese Rahmenbedingungen könnten auch helfen, dass Eltern mehr Kinderwünsche verwirklichten. Statistisch wünsche sich eine Frau 1,8 Kinder, tatsächlich geboren würden 1,3 Kinder je Frau in Deutschland.

Jede fünfte Familie mit einem Kind unter drei Jahren erhalte trotz Wunsch keinen Kitaplatz, ergänzte Sophia Schmitz vom BiB. Von den Müttern ohne Kitaplatz seien 58 Prozent nicht erwerbstätig. Bei einer Bedarfsdeckung durch ausreichende Kita-Plätze könnte die Erwerbstätigenquote erhöht werden. Diese sei bei Müttern mit Zuwanderungsgeschichte besonders niedrig. Von ihnen seien 55,6 Prozent erwerbstätig, von den deutschen Müttern 84,4 Prozent. Eine schnellere Berufsanerkennung könnte ebenfalls die Erwerbstätigenquote erhöhen, empfahl Schmitz.