Kairo, Frankfurt a.M. (epd). Der katholische Flüchtlingsbischof Stefan Heße hat mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung für Geflüchtete aus dem Sudan gefordert. Im Aufnahmeland Ägypten sei der Zugang zu Wohnungen und Bildung begrenzt, sagte der Sonderbeauftragte für Flüchtlingsfragen der Deutschen Bischofskonferenz dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Lage der offiziell 1,5 Millionen Geflüchteten aus dem Sudan in dem nordafrikanischen Land bezeichnete er als in vielen Bereichen „besorgniserregend“. Heße befindet sich noch bis Freitag auf einer mehrtägigen Reise in Ägypten.
Die Mehrheit der Geflüchteten seien Frauen und Kinder. „Die Fluchtbewegung aus dem Sudan ist weiblich und jung“, sagte Heße. Damit seien höchst vulnerable Gruppen betroffen. Insgesamt seien derzeit über zwölf Millionen Sudanesen auf der Flucht, davon über sieben Millionen innerhalb des Sudans.
Er habe in den vergangenen Tagen viele Geflüchtete getroffen, in den Begegnungen hätten ihm die Sorgen der Menschen förmlich entgegengeblickt, sagte Heße. In Ägypten gebe es anders als in anderen Ländern keine großen Camps für die Versorgung von Geflüchteten. Die Menschen seien darauf angewiesen, sich selbst eine Unterkunft zu suchen, was oft schwierig und teuer sei.
„Viele Menschen müssen in kleinen Räumen sehr eng zusammenleben und dafür auch viel Geld bezahlen“, sagte der Hamburger Erzbischof, der auch Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz ist. Die Geflüchteten sorgten sich zudem um Erziehung und Bildung ihrer Kinder. „Ins öffentliche Schulwesen kommen die meisten sudanesischen geflüchteten Kinder nicht“, sagte er. Sie hätten nur in Schulen privater Initiativen die Möglichkeit, nach dem sudanesischen Curriculum Zertifikate zu erwerben, was auch wiederum mit Kosten verbunden sei.
Hinzu komme, dass die meisten Geflüchteten keinen Zugang zum staatlichen Gesundheitswesen hätten. „Sie werden nicht in den öffentlichen Kliniken behandelt, höchstens dann, wenn sie offiziell registriert werden, was viele nicht sind“, sagte Heße. Viele könnten auch offiziell keiner Arbeit nachgehen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. „Gesellschaftliche Integration ist kein Ziel“, sagte der Bischof. Das Ziel sei, dass die Geflüchteten in ihr Heimatland zurückkehren, was aber wegen des brutalen Bürgerkriegs dort auf lange Sicht kaum möglich sei.
Wichtig sei, dass Ägypten internationale Hilfe erhalte, denn das Land befinde sich derzeit selbst in einer wirtschaftlich schwierigen Lage. Es würden dort gerade doppelt so viele Asylanträge gestellt wie in Deutschland, sagte Heße. In Europa seien der Bürgerkrieg, die Hungerkrise und die Vertreibungswelle im Sudan unter dem Radar. „Andere Konflikte wie in der Ukraine oder in Gaza sind uns in Deutschland im Augenblick näher“, sagte Heße.
Seit dem Wegfall von Entwicklungshilfe aus den USA und weiteren Geberländern seien viele Hilfsprojekte in Ägypten zurückgefahren worden. Neben der Unterstützung durch das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR erhielten die Geflüchteten vor allem Hilfe durch zivilgesellschaftliche und kirchliche Organisationen wie die Caritas oder die Catholic Relief Services (CRS).
Die Menschen, denen er begegnet sei, hätten ihm imponiert, sagte Heße. Sie seien zwar extrem belastet, aber offenbar auch sehr widerstandsfähig. „Sie versuchen mit großen Kräften aus ihrer Situation das Beste zu machen. Dabei hilft ihnen oft auch ihr Glaube und die Anbindung an die christliche Gemeinschaft“, sagte er.