Frankfurt a.M. (epd). Nach den Plagiatsvorwürfen aus Mexiko gegen Adidas sieht der Anthropologe Mirco Göpfert Chancen für eine respektvolle Zusammenarbeit. Nun solle es Gespräche und Workshops zwischen dem Sportartikelkonzern und der betroffenen Gemeinschaft geben, in denen über Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Produktdesign nachgedacht werde, sagte der Professor von der Frankfurter Goethe-Universität dem Evangelischen Pressedienst (epd): „So kann ein echtes Interesse entstehen für kulturelle Ausdrucksformen und geistige Errungenschaften.“ Gerade ein großes Unternehmen wie Adidas sei dazu in der Lage, Fachleute aus indigenen Gemeinschaften mit ins Boot zu holen.
Der deutsche Sportartikelhersteller mit Sitz im bayerischen Herzogenaurach war zuletzt mit Kritik aus Mexiko konfrontiert. Eine Gemeinde im Bundesstaat Oaxaca hatte Adidas vorgeworfen, das traditionelle Design einer Sandale abgekupfert zu haben. Inzwischen bat Adidas um Entschuldigung und zog den Schuh zurück.
Genau genommen sei zwar nichts geklaut worden, sagte Göpfert. Das Design der sogenannten Huarache-Sandalen stehe allen offen. „Aber Adidas hat daraus etwas gemacht, womit der Konzern viel Geld hätte verdienen können.“ In vergleichbaren Fällen sei von dem Geld in den Ursprungs-Communities oft nichts angekommen. Die westafrikanischen Tuareg-Gemeinschaften zum Beispiel hätten lange gar nicht gewusst, dass Volkswagen einen SUV nach ihnen benannt habe.
In den vergangenen Jahren wurde mehreren Modeunternehmen kulturelle Aneignung aus Mexiko vorgeworfen, unter anderem Louis Vuitton und Zara. Der Begriff bezeichne die Übernahme eines kulturellen Erzeugnisses durch Leute, „die damit eigentlich nichts zu tun haben - und sich dann meist bereichern“, sagte Göpfert. Das habe etwas Unanständiges an sich. Verletzend sei die kommerzielle Nutzung für viele Gemeinschaften, weil sie an eine jahrhundertelange Tradition kolonialer und rassistischer Ausbeutung erinnere.