Berlin (epd). Die jüdischen Gemeinden in Deutschland stehen offenbar vor einem Strukturwandel: „Ich bin davon überzeugt, dass mittelfristig einzelne jüdische Gemeinden miteinander fusionieren werden“, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der Zeitung „Politik und Kultur“ des Deutschen Kulturrats (September): „Nicht alle der derzeit 105 Jüdischen Gemeinden werden auf lange Sicht in der bisherigen Form existieren.“ Viele Gemeinden haben Schuster zufolge einen sehr hohen Altersdurchschnitt und fehlenden Nachwuchs: „Gerade in den neuen Bundesländern sehen wir, dass junge Menschen ihre Heimatgemeinden verlassen und in die Großstädte ziehen.“
„Wir setzen uns dafür ein, dass Deutschland als demokratischer und wehrhafter Rechtsstaat ein sicherer Ort für Juden bleibt“, fügte Schuster hinzu. Gefahren gebe es viele, von rechts, von links und von islamistischer Seite. Die jüdischen Gemeinden seien das Rückgrat der jüdischen Gemeinschaft: „Sie weiter zu stärken bleibt eine wichtige Aufgabe für den Zentralrat.“
Die Arbeit des Zentralrats habe sich insofern verändert, „als wir - nicht nur in Deutschland, aber auch in Deutschland - propalästinensische - häufig eher antiisraelische - Demonstrationen mit antijüdischen und antisemitischen Narrativen erleben. In einer Form, wie wir sie früher nicht erlebt haben und ich sie mir ehrlicherweise auch nicht vorstellen konnte“, so Schuster. Unter diesen Bedingungen sei der Zentralrat auch gefordert, über religiöse Fragen hinaus den jüdischen Gemeinden bei der Organisation ihrer Sicherheit zu helfen und Sicherheitsmaßnahmen mitzufinanzieren.