Potsdam (epd). In der Landwirtschaft braucht es laut dem Agrarwissenschaftler Christoph Gornott mehr Tempo bei der Anpassung an die Klimakrise. Zwar sei das Bewusstsein für die klimatischen Veränderungen da und es passiere schon einiges, sagte der Forscher vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Und dennoch ist das alles zu langsam. Die Geschwindigkeit, mit der wir uns anpassen, hinkt der globalen Erwärmung hinterher.“
„Hitze, Trockenheit, aber auch Starkregen haben aufgrund des Klimawandels an Intensität und Häufigkeit deutlich zugenommen“, sagte Gornott, der auch an der Universität Kassel eine Professur innehat. Für die Landwirtschaft sei das „sehr ungünstig, denn die meisten Kulturen brauchen eine relativ gleichmäßige Verteilung von Niederschlägen und reagieren empfindlich auf extreme Hitze oder Trockenheit“. In Zukunft würden sich die Folgen des Klimawandels weiter verstärken, warnte der auf Klimaanpassung spezialisierte Agrarwissenschaftler.
Um die Landwirtschaft auf diese Herausforderungen vorzubereiten, brauche es Zeit, sagte Gornott. „Das sind Weichen, die lassen sich nicht von heute auf morgen stellen.“ Zum Beispiel müsse jetzt damit begonnen werden, mehr mit dem Anbau trockenresistenter Sorten wie zum Beispiel Kichererbsen oder Sojabohnen zu experimentieren, um zu schauen, unter welchen Bedingungen sie gut wüchsen und welche Böden sie brauchten. „Wir müssen Wissen aufbauen und dieses auch in der Ausbildung und landwirtschaftlichen Beratung integrieren“, sagte Gornott: „Es wird manchmal verkannt, wie lange die Anpassung dauert.“
Die größte Herausforderung sind aus Sicht des Agrarwissenschaftlers die Schwankungen zwischen Wetterextremen wie Dürre und Starkregen, die mit der Erderwärmung einhergehen. „Wenn es jetzt einfach zuverlässig trockener werden würde, könnte man einfach in eine Beregnungsanlage investieren oder Sorten anbauen, die besser damit zurechtkommen“, sagte Gornott. Landwirtinnen und Landwirte bräuchten aber aufgrund der steigenden Unsicherheit ein umfassendes Risikomanagement mit dem Ziel, die Erträge über einen längeren Zeitraum im Durchschnitt stabil zu halten. Wirtschaftlich müssten die Höfe dabei so aufgestellt sein, dass sie auch bei mehreren Jahren mit niedrigeren Erträgen überleben könnten.