Solingen (epd). Ein Jahr nach dem islamistischen Terroranschlag von Solingen mit drei Toten ist am Samstag der Opfer gedacht worden. In der öffentlichen Gedenkfeier am Tatort in der Solinger Innenstadt rief der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) dazu auf, die Werte der offenen und freiheitlichen Gesellschaft zu verteidigen. „Unsere Antwort auf Gewalt ist der wehrhafte Rechtsstaat“, sagte er. „Unsere Antwort auf Hass ist die Verteidigung der Menschenwürde. Unsere Antwort auf Spaltung sind Zusammenhalt und Versöhnung.“ Nordrhein-Westfalen bleibe weltoffen und solidarisch und sei „stärker als Hass und Hetze, als Extremismus und Terrorismus“.
Der mutmaßliche syrische Islamist Issa al H. hatte am 23. August 2024 beim Solinger Stadtfest 2024 eine Frau und zwei Männer im Alter von 56 und 67 mit einem Messer getötet und acht Besucher verletzt, mehrere von ihnen lebensgefährlich. Ihm wird vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf der Prozess gemacht.
Wüst dankte den Rettungskräften, der Polizei, den Seelsorgerinnen und Seelsorgern sowie allen anderen Helfern für ihren Einsatz nach dem Anschlag. „Sie haben Hass und Gewalt etwas noch viel Stärkeres entgegengesetzt: Menschlichkeit und Nächstenliebe“, sagte er. Der Täter habe spalten wollen, damit sei er gescheitert: „Denn an diesem Tag haben Menschen auch etwas anderes gezeigt: Mut, Solidarität, Mitgefühl.“ Den Verletzten und Angehörigen der Opfer versicherte der NRW-Regierungschef: „Ganz Nordrhein-Westfalen steht an Ihrer Seite - heute und auch in Zukunft.“
Der Angriff habe „unserer Freiheit, unserer Sicherheit, unserer offenen Gesellschaft“ gegolten, sagte Wüst. Damit sei der Angreifer nicht allein: Die freiheitlichen Werte würden durch religiösen und politischen Extremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus unter Druck gesetzt.
Besorgt äußerte sich Wüst in diesem Zusammenhang auch über politische Kräfte, die Unterschiede zwischen Menschen mit oder ohne Wurzeln in anderen Kulturen machten und die „unser Miteinander angreifen und die Demokratie schwächen wollen“. Dies zeige, dass das Miteinander verteidigt werden müsse. Konkret forderte der Ministerpräsident eine bundesweite Vorratsdatenspeicherung, damit die Sicherheitsbehörden die Menschen besser schützen könnten. „Opferschutz, der Schutz von Menschenleben, ist wichtiger als Datenschutz“, sagte er.