Kollektiv protestiert gegen Absage von Theaterstück über Missbrauch

Kollektiv protestiert gegen Absage von Theaterstück über Missbrauch

Osnabrück (epd). Der Regisseur Lorenz Nolting hat mit seinem Team gegen die Absage seines Theaterstücks über sexualisierte Gewalt in der katholischen Kirche am Theater Osnabrück protestiert. Das Stück habe zeigen sollen, wie die Täter Gebete und liturgische Texte bewusst eingesetzt hätten, um den Missbrauch zu ermöglichen und zu vertuschen, sagte Nolting dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag am Rande einer Protestaktion auf dem Platz der Deutschen Einheit in Osnabrück. „Wir müssen in unserer Darstellung der katholischen Kirche frei sein.“ Nolting erhebt Vorwürfe gegen den Theater-Intendanten Ulrich Mokrusch. Die Entscheidung für die Absage des Stücks war bereits Ende Juli getroffen worden.

Die Produktion „Ödipus Exzellenz“ war ursprünglich als Eröffnungsstück der neuen Spielzeit am 31. August geplant und wurde laut Stellungnahme des Theaters aufgrund „künstlerischer Differenzen“ abgesagt. Inhaltlich ging es den Angaben zufolge um das systemische Versagen der katholischen Kirche und ihrer Repräsentanten, dazu wollten Nolting und sein Team das antike Ödipus-Drama umschreiben. Unter den Mitwirkenden waren auch Betroffene sexualisierter Gewalt.

Das Team habe etwa zwei Wochen für das Stück geprobt, vorausgegangen sei eine längere Recherchearbeit durch Gespräche mit Betroffenen und Autoren von Studien über sexualisierte Gewalt in der Kirche, sagte Nolting. „Entscheidend ist, dass die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle nicht verhindert wird“, sagte Karl Haucke, der als Betroffener an dem Stück „Ödipus Exzellenz“ mitgearbeitet hatte, dem epd. Die Initiatoren des abgesagten Theaterstücks hatten am Donnerstag eine Bühne auf dem Theatervorplatz aufgebaut, an der Protestaktion beteiligte sich auch die religionskritische Giordano-Bruno-Stiftung.

Laut dem Osnabrücker Theater wurde das Stück nicht abgesagt, um dem Thema Missbrauch in der katholischen Kirche auszuweichen. Vielmehr habe sich an der Frage, wie ein katholischer Gottesdienst auf der Bühne künstlerisch umgesetzt werden sollte, ein grundsätzlicher Konflikt über die Kunstfreiheit des Teams entzündet. Das Regieteam habe die gemeinsame Arbeit verweigert, daraufhin habe das Theater die Zusammenarbeit beendet, hieß es. Das Theater verwahre sich außerdem gegen die „völlig haltlose Unterstellung, es habe in Abstimmung mit dem Bistum Osnabrück gehandelt“.