Frankfurt a.M., Nairobi (epd). Menschenrechtsorganisationen werfen Kriegsparteien im Ostkongo schwere Verbrechen vor. Die von Ruanda unterstützten M23-Rebellen hätten allein im Juli in rund einem Dutzend Dörfern mehr als 140 Bewohner getötet, erklärte Human Rights Watch am Mittwoch in Nairobi. Glaubwürdigen Berichten zufolge könnte die Zahl der Opfer seit Juli bei mehr als 300 liegen, hieß es. Amnesty International erhob schwere Vorwürfe der sexualisierten Gewalt sowohl gegen die M23 als auch gegen die mit der kongolesischen Armee verbündeten Wazalendo-Milizen.
Beide Gruppen hätten Frauen vergewaltigt und andere schwere Menschenrechtsverletzungen begangen, erklärte Amnesty am Mittwoch zur Veröffentlichung einer Analyse der Lage im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Die Brutalität der Kriegsparteien kenne keine Grenzen, sagte Regionaldirektor Tigere Chagutah. „Diese Gräueltaten dienen dazu, Zivilisten zu bestrafen, einzuschüchtern und zu demütigen, da jede Seite versucht, die Kontrolle zu erlangen.“
Für die Analyse hat Amnesty nach eigenen Angaben mit insgesamt 53 Opfern und Zeugen gesprochen. Auch Soldaten der kongolesischen Armee sei Vergewaltigung vorgeworfen worden, hieß es. Laut der Menschenrechtsorganisation sind die Rebellen und Milizen auch für andere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. So hätten Kämpfer von M23 Zivilisten hingerichtet, Krankenhäuser angegriffen und Patienten verschleppt. Menschenrechtsverteidiger und Journalisten berichteten ebenfalls von Folter und Verschleppung durch die Rebellen.
Die M23-Angriffe im Juli konzentrierten sich laut Human Rights Watch auf Dörfer und Felder in der Region Rutshuru in Nord-Kivu. Aus den Berichten gehe hervor, dass die Rebellen die Straßen abgesperrt hätten, um die Menschen an der Flucht zu hindern. Augenzeugenberichte und Quellen von UN und Militär legten auch eine Unterstützung der ruandischen Streitkräfte nahe, erklärte die Menschenrechtsorganisation. „Solange die Verantwortlichen für diese Kriegsverbrechen, auch jene auf höchster Ebene, nicht angemessen verfolgt und bestraft werden, werden solche Gräueltaten nur zunehmen“, betonte Kongo-Expertin Clémentine de Montjoye.
Im Ostkongo kämpfen zahlreiche bewaffnete Gruppen um Macht und Zugang zu wertvollen Ressourcen. Die M23-Rebellen kontrollieren nach einem von Ruanda unterstützten Vormarsch große Teile der Provinzen Nord- und Süd-Kivu. Friedensverhandlungen zwischen der M23 und der kongolesischen Regierung sind zuletzt ins Stocken geraten.