Obdachlosenarzt Trabert wird Bundestagsmandat nicht wahrnehmen

Obdachlosenarzt Trabert wird Bundestagsmandat nicht wahrnehmen

Berlin, Mainz (epd). Der im Februar für die Linke in den Bundestag gewählte Sozialmediziner Gerhard Trabert wird sein Mandat nach mehreren erlittenen Schlaganfällen nicht mehr wahrnehmen. Trotz „einiger kleiner Fortschritte in der Reha“ müsse der 69-Jährige „weiterhin mit schweren Einschränkungen leben“, zitierte die Linken-Parteizentrale in Berlin am Dienstag aus einer Erklärung der Familie: „Eine Rückkehr in das Leben, wie es bisher gewesen ist - und das vom Einsatz für die Menschen geprägt war - ist nicht möglich.“

Die Gesellschaft benötige weiterhin „laute Stimmen für soziale Gerechtigkeit und Menschlichkeit“, heißt es in der Erklärung weiter: „Eine solche Stimme kann Gerhard nicht sein.“ Anstelle des Arztes, der bei der vorgezogenen Bundestagswahl für die Linke auf Platz eins der rheinland-pfälzischen Landesliste angetreten war, soll nun Lin Lindner aus Trier in das Parlament nachrücken.

Trabert hatte sich als Mitbegründer des Mainzer Vereins „Armut und Gesundheit in Deutschland“ durch die medizinische Versorgung von Wohnungslosen und seine Hilfseinsätze in Kriegs- und Katastrophengebieten einen Namen gemacht. So hatte der Verein in Mainz eine medizinische Ambulanz für Menschen ohne Krankenversicherung eröffnet, deren Angebote stark nachgefragt werden.

Bereits bei vorangegangenen Wahlen war der Mediziner als parteiloser Kandidat für die Linken angetreten. Die Partei hatte ihn 2022 zudem für das Amt des Bundespräsidenten nominiert. Im Januar 2025 hatte er mehrere Schlaganfälle erlitten. Seitdem war Trabert nicht mehr öffentlich aufgetreten, es gab bislang auch keine persönlichen Stellungnahmen mehr von ihm. Seine Familie teilte nun mit: „Wir sehen der Zeit entgegen, wenn wir mit unserem Vater im heimischen Umfeld ankommen und bitten um Verständnis, dass wir für Rückfragen nicht zur Verfügung stehen.“

Die Linken-Parteispitze reagierte mit großem Bedauern auf die Nachricht, die sich bereits seit längerer Zeit angedeutet hatte. Die Partei sei noch immer „stolz und dankbar“, dass Trabert bei der Bundestagswahl auf ihrer Liste kandidiert habe, erklärten die Co-Vorsitzenden Ines Schwerdtner und Jan van Aken: „Als 'Arzt der Armen' ist er eine moralische und fachliche Autorität.“ Im Bundestag wäre Trabert eine starke Stimme für eine gerechtere Gesundheitspolitik gewesen.