Kirchenrätin: KI-Predigten oft theologisch bedenklich

Kirchenrätin: KI-Predigten oft theologisch bedenklich

Stuttgart (epd). Die Versuchung ist groß: Anstatt sich viele Stunden auf die Sonntagspredigt vorzubereiten, lässt sich mithilfe Künstlicher Intelligenz bereits heute zu jedem Bibeltext eine fertige Predigt erstellen. Die württembergische evangelische Kirchenrätin Evelina Volkmann sieht dieses Verfahren allerdings sehr kritisch. Die von einer KI erstellten Texte seien oft oberflächlich, theologisch bedenklich und unpersönlich, sagte Volkmann dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Stuttgart. KI könne die Predigtvorbereitung zwar unterstützen, doch nur, wenn der Mensch die Kontrolle behalte.

Ein entscheidendes Manko sei der fehlende persönliche Bezug, so die Expertin. Eine KI kenne die Gemeinde vor Ort nicht. Die Ergebnisse blieben daher stets allgemein. Volkmann stellt eine grundlegende Frage an Predigende: „Wie kann ich glaubwürdig einer Gemeinde gegenübertreten, wenn ich ihr meine eigene theologische Reflexion schuldig bleibe?“ Der persönliche, geistliche Prozess der Predigtvorbereitung lasse sich nicht ersetzen.

Laut Volkmann zeichnen sich KI-Predigten dadurch aus, dass sie „viele Fundstücke zum Bibeltext mehr oder weniger beliebig und ohne inneren Bezug aneinanderreihen“. Gedanken würden nicht zu Ende geführt. Zudem fänden sich zahlreiche sachliche Fehler. So habe die KI in einem Test ein zentrales Prinzip der Reformation verwechselt. Volkmann berichtet auch von theologisch bedenklichen Inhalten und sogar von Antijudaismen, die widersprüchlich neben wertschätzenden Aussagen über das Judentum standen. Dies zeige, dass die Technologie keine logischen Zusammenhänge herstellen könne.

Trotz der Risiken sieht Volkmann Anwendungsmöglichkeiten. Erfahrene Pfarrerinnen und Pfarrer könnten die KI nutzen, um aus einer fertigen Gliederung einen Text auszuformulieren oder die eigene Predigt sprachlich zu überarbeiten, damit sie besser für die Zielgruppe passt. Ihr Fazit: „Wer das Predigen beherrscht, kann KI als Hilfsmittel verwenden.“ Im Pfarramt wird die Technologie laut Volkmann bereits für andere Aufgaben eingesetzt, etwa um Gebete zu erstellen - oft mit zufriedenstellenden Ergebnissen.