Berlin (epd). Die Präsidentin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Ute Vogt, hat eine unzureichende Versorgung mit öffentlichen Bädern in Deutschland kritisiert. Die Folge des Schwimmbadsterbens sei eine Verdoppelung der Nichtschwimmerzahl bei Kindern in den vergangenen Jahren, sagte Vogt der in Berlin erscheinenden Zeitung „taz“ (Freitag).
Im Jahr 2000 gab es demnach bundesweit ungefähr noch 7.800 Schwimmbäder. Aktuell seien es 6.000, Tendenz fallend, sagte Vogt: „Wir schätzen, dass jährlich etwa 80 Bäder verloren gehen.“
Durch die weit entfernten oder maroden Bäder falle in vielen Grundschulen der Schwimmunterricht zu oft aus, sagte die DLRG-Präsidentin weiter: „Auch die Schulschließungen während der Coronapandemie haben sich negativ ausgewirkt.“ Während sie die Versorgung mit Schwimmbädern in den Städten als „meist ordentlich“ bezeichnete, sei es im ländlichen Raum „oft katastrophal“.
Hinzu komme ein riesiger Sanierungsstau: „Wir gehen davon aus, dass in den nächsten vier Jahren rund 800 Bäder schließen müssen, wenn sie nicht saniert werden“, sagte Vogt.
So lernten Kinder das Schwimmen „meist nur, wenn die Eltern einen besonderen Wert darauf legen“. Vogt betonte: „Schwimmen ist mittlerweile zu einer sozialen Frage geworden.“ Kinder aus wohlhabenderen Familien werde es eher beigebracht, weil es dort häufig eine gewisse Familientradition hat. Dabei sei es weniger eine Geldfrage, „weil die Eintrittspreise subventioniert werden“. In vielen Familien mit niedrigem Einkommen gehe Schwimmen als Kulturtechnik verloren, „weil es nicht als lebensnotwendig betrachtet wird“.