München (epd). Der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle sieht Judenhass in Deutschland in der Mitte der Gesellschaft angekommen. „In diesem Land werden wieder Juden verfolgt, weil sie Juden sind“, sagte Spaenle der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Donnerstag). Kritik an der israelischen Regierung, die völlig berechtigt sei, und am Verhalten der israelischen Armee werde auf jüdische Menschen in Deutschland pauschal übertragen: „Und es ist schick geworden, Juden zu verfolgen.“
Der Angriff der terroristischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 war laut Spaenle für die jüdischen Menschen in Deutschland ein „Einschnitt, als wenn der Boden weggezogen wäre“. „Deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens werden politisch in Geiselhaft genommen für das, was im Heiligen Land an Negativem zu vermerken ist“, sagte er. Diese Dimension habe er sich zu Beginn seiner Tätigkeit als Antisemitismusbeauftragter vor sieben Jahren nicht vorstellen können. „Das ist wirklich gefährlich“, fügte der Beauftragte der bayerischen Staatsregierung hinzu.
Um dem zu begegnen, habe Bayern ein Netzwerk von Beauftragungen entwickelt. „Das bin ich von der politischen Seite, dann in der Justiz, in der Polizei und jetzt auch im Verfassungsschutz gibt es entsprechende Beauftragte, wir stimmen uns ganz eng ab“, erläuterte Spaenle. Das Netzwerk umfasse nicht nur die Hauptamtlichen, denen der Schutz jüdischen Lebens aufgetragen wurde. Auch hätten alle 22 Staatsanwaltschaften eigene Fachstaatsanwälte und -staatsanwältinnen.