Hannover (epd). Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) hat sich zuversichtlich gezeigt, dass der Bund die Hilfsinitiative deutscher Städte für Kinder aus dem Gazastreifen unterstützen wird. Er habe entsprechende Briefe an Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) und Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) geschrieben und sie darin gebeten, die Aktion mitzutragen, sagte Lies am Mittwochabend in Hannover nach einem Gespräch mit Vertretern von jüdischen und palästinensischen Gemeinden in Niedersachsen. Diese hatten die Initiative gemeinsam angeregt.
Zuvor hatte es ablehnende Signale aus dem Auswärtigen Amt in Berlin gegeben. Staatsministerin Serap Güler (CDU) sagte, die Idee sei „nett für den Wahlkampf“. Den Menschen selbst helfe sie aber nicht. Ein Sprecher von Außenminister Wadephul lenkte daraufhin vorsichtig zurück und sagte, die geplante Gaza-Hilfe sei wichtig und werde geprüft.
Bei der geplanten Aktion sollen verletzte oder traumatisierte Kinder aus der Kriegsregion im Gaza-Streifen sowie aus Israel in Deutschland in Obhut genommen und medizinisch versorgt werden. Der Bund muss die nötigen Visa ausstellen sowie die Auswahl und den Transport der Kinder organisieren.
Lies betonte, aus der Aktion dürfe keine politische Diskussion werden: „Es ist ein starkes und von vielen gesellschaftlichen Gruppen getragenes Zeichen der humanitären Hilfe und zugleich ein Signal des Miteinanders.“ Er sei überzeugt, dass die guten Argumente für das Projekt im Bund gehört würden. „Ich gehe davon aus, dass wir sehr zeitnah aus der Bundesebene ein positives Signal bekommen.“
Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) hatte die Aktion Ende Juli gemeinsam mit den Initiatoren vorgestellt. Inzwischen beteiligen sich acht Städte, darunter Düsseldorf, Bonn, Kiel, Leipzig, Freiburg und Aachen. „Es werden immer mehr“, sagte der Vorsitzende der palästinensischen Gemeinde in Hannover, Yazid Shammout. Als Mitinitiator habe er viele Reaktionen von Ärzten, Krankenhäusern oder Privatleuten bekommen, die Kinder bei sich aufnehmen und helfen wollten. Das Echo reiche von Südbayern bis zur Ostsee: „Es ist wirklich überwältigend, das zu erleben.“
Der jüdische Verbandsvorsitzende Michael Fürst zeigte sich ebenfalls optimistisch: „Der Bund wird nachrücken, da gibt es für mich gar keinen Zweifel.“