Mehr als jeder zehnte Abgeschobene ist ein Kind oder Jugendlicher

Mehr als jeder zehnte Abgeschobene ist ein Kind oder Jugendlicher
Die Zahl der Abschiebungen ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Rund jede zehnte betrifft Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18. Der Linken-Politiker Bartsch wirft den Verantwortlichen "Kaltherzigkeit" vor.

Berlin (epd). Mehr als jede zehnte im vergangenen Jahr aus Deutschland abgeschobene Person war zwischen 6 und 18 Jahren alt. Konkret sind 20.084 Menschen abgeschoben worden, darunter 2.316 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18, wie aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, über die zuerst das „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Montag) berichtet hatte und die auch dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Im ersten Halbjahr 2025 seien unter 11.807 abgeschobenen Personen 1.345 Kinder und Jugendliche gewesen. Der Anteil sei mit 11,3 Prozent ähnlich hoch gewesen.

Aus der Antwort geht auch hervor, dass die Zahl der Abschiebungen bereits in den Jahren der Ampel-Koalition kontinuierlich gestiegen ist, von 12.945 im Jahr 2022 über 16.430 im Jahr 2023 auf 20.084 im Jahr 2024. Anfang 2024 hatte der Bundestag mit der damaligen Mehrheit von SPD, Grünen und FDP eine Verschärfung der Abschieberegeln beschlossen. Zuständig für Abschiebungen sind in Deutschland grundsätzlich die Bundesländer.

Der Linken-Bundestagsabgeordnete Dietmar Bartsch sagte dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ mit Blick auf die Abschiebung Minderjähriger: „Immer mehr Kinder aus Deutschland abzuschieben, löst kein Problem - es ist ein Problem! Kaltherzigkeit darf weder Politikstil noch Politikziel unseres Landes sein.“

Auch in den Vorjahren waren jeweils rund zehn Prozent der abgeschobenen Personen Minderjährige zwischen 6 und 18 Jahren. Aus der Antwort des Bundesinnenministeriums geht dabei nicht hervor, welche Altersgruppen besonders betroffen sind und wie viele der Abgeschobenen gemeinsam mit den Eltern zwangsweise zurückgeschickt wurden.

Menschen, die in Deutschland einen Asylantrag stellen, sind im Schnitt deutlich jünger als die deutsche Bevölkerung. Die überwiegende Mehrheit (72 Prozent) der Personen, die in diesem Jahr bis Ende Juli ein Schutzgesuch stellten, war laut Statistik des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge jünger als 30 Jahre, 43 Prozent waren jünger als 18 Jahre. 18 Prozent der in diesem Jahr gestellten Asylanträge betrafen Minderjährige zwischen 6 und 18 Jahren.