Berlin (epd). Die Vertreterin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Deutschland, Katharina Thote, hat die Möglichkeit von Kurzbesuchen in der Heimat für syrische Flüchtlinge gefordert. „Wenn Flüchtlinge über eine Rückkehr nachdenken, sind ‚Go and See Visits‘, also kurze, selbst organisierte Besuche in der Heimat, entscheidend“, sagte sie dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND, Mittwoch). Erkundungsbesuche könnten dazu beitragen, eine Rückkehr in Würde und Sicherheit realistischer zu planen und das Vertrauen in Rückkehrprogramme zu stärken. Es sei wichtig, dass solche Reisen freiwillig, zeitlich begrenzt und ohne Risiko für den Schutzstatus sind.
Doch genau das sieht die Bundesregierung anders. Wie eine Sprecherin des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge dem RND mitteilte, lehnt das Bundesinnenministerium solche Besuche ab. Das Ministerium habe sich dagegen entschieden, kurzzeitige Heimreisen für Syrerinnen und Syrer ohne Auswirkungen auf den Schutzstatus zu ermöglichen. Erlange das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Kenntnis von einer Heimreise eines Schutzberechtigten, so sei es verpflichtet, in jedem Einzelfall zu prüfen, ob der gewährte Schutz zu widerrufen ist. Eine Garantie, dass sich dies nicht auf den Schutzstatus auswirke, könne es daher nicht geben.
Thote sagte, ein kurzer Besuch sei kein Beweis dafür, dass kein Schutzbedarf mehr bestehe. Er könne aber langfristig dazu beitragen, dass eine Rückkehr nachhaltig und dauerhaft sei. „Man muss wissen, wohin man zurückkehrt: Wie ist die Sicherheitslage? Steht das Haus noch? Kann ich Arbeit finden? Gibt es eine Schule für die Kinder? Das sind existenzielle Fragen und ohne Antworten trifft niemand - erst recht keine Familie - eine so weitreichende Entscheidung.“