Studie: Jobchancen für Ukrainer wichtiger als Sozialleistungen

Studie: Jobchancen für Ukrainer wichtiger als Sozialleistungen

München (epd). Ukrainische Geflüchtete entscheiden sich laut einer Studie des ifo-Instituts für Aufnahmeländer mit guten Jobchancen - höhere Sozialleistungen sind für ihre Entscheidung dagegen weniger relevant. Lohnunterschiede spielten für ukrainische Geflüchtete eine fast viermal stärkere Rolle bei der Wahl des Ziellandes als Unterschiede in Sozialleistungen, sagte Panu Poutvaara, Leiter des ifo-Zentrums für Migration und Entwicklungsökonomik, am Dienstag in München. „Das heißt natürlich nicht, dass Sozialleistungen keine Rolle spielen.“ Für die Studie wurden über 3.300 ukrainische Geflüchtete in Europa befragt.

In einem hypothetischen Szenario konnten die Befragten zwischen zwei Ländern mit verschiedenen Bedingungen wählen. Versprach das Zielland positivere Aussichten in der Berufswahl, etwa einen Arbeitsplatz, der zur eigenen Qualifikation passt, entschieden sich die Befragten mit einer um 15 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit dafür. Ein um 500 Euro (570 US-Dollar) höherer Durchschnittslohn erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass sich Geflüchtete für ein Land entschieden, um 9 Prozentpunkte. Auch Freunde oder Familie im Zielland und die geographische Nähe zur Ukraine spielten eine Rolle für die Entscheidung.

Sozialleistungen zu kürzen, um die Flucht in bestimmte Länder unattraktiver zu machen, habe nur wenig Wirkung, hieß es in der Mitteilung weiter. Ein höheres Lohnniveau und ein einfacher Zugang zu passenden Arbeitsplätzen seien ein größerer Anreiz für Geflüchtete. „Staatliche Hilfe zu kürzen, könnte sich auch langfristig negativ auf die Integration auswirken“, sagte Yvonne Giesing, stellvertretende Leiterin des ifo Zentrums für Migration und Entwicklungsökonomik.

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist verabredet, dass Ukrainerinnen und Ukrainer, die nach dem 1. April 2025 nach Deutschland kamen oder kommen, kein Bürgergeld mehr erhalten, sondern die niedrigeren Zahlungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Markus Söder sprach sich dafür aus, „am besten“ auch den früher vor dem russischen Angriff aus der Ukraine geflüchteten Menschen kein Bürgergeld mehr zu zahlen.