Weimar (epd). Die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora will künftig rechtspopulistische oder unangebrachte Bemerkungen in ihren Gästebüchern nicht länger unkommentiert lassen. Wie Stiftungsdirektor Jens-Christian Wagner dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte, entwickelt die Stiftung aktuell verschiedene Stempel, um nachfolgende Leser auf fragwürdige Eintragungen hinzuweisen.
Mit der Einführung sei bis Ende des Jahres zu rechnen, sagte Wagner. Derzeit befinde sich das Projekt noch in der inhaltlichen Abstimmung, etwa wegen der genauen Stempeltexte. Sie sollen in beiden Gedenkstätten ebenso wie im Museum für Zwangsarbeit in Weimar eingesetzt werden.
Die Stempel sollen Wagner zufolge nur bei nicht strafrechtlich relevanten Einträgen in die Gästebücher zum Einsatz kommen: „Liegt der Verdacht auf strafbewehrte Aussagen vor, entfernen wir schon heute die betreffende Seite sofort aus den Gästebüchern, erstatten Anzeige und übergeben sie zur Beweissicherung an die Polizei.“
Insgesamt haben Vorfälle mit rechtsextremistischem oder rechtspopulistischem Hintergrund in der Gedenkstätte Buchenwald laut Wagner noch einmal zugenommen. Regelmäßig müssten Mitarbeiter Aufkleber oder Schmierereien entfernen.
Er stelle zudem einen Trend zu sogenannten „Bekenntnisbesuchen“ in der Szene fest. So reise nach einschlägigen Treffen in der Region ein Teil der Teilnehmer anschließend in das ehemalige Konzentrationslager. Diesen Gästen gehe es dabei nicht um die Leugnung des Holocausts, sondern darum, ihren rechtsextremistischen Standpunkt am Ort des NS-Terrors deutlich zu machen.