Berlin (epd). Nach dem Aufgreifen eines Mannes aus Afghanistan im Kirchenasyl durch die Berliner Polizei spricht der zuständige Gemeindepfarrer von einer veränderten Behördenpraxis. Das Vorgehen der Polizei unterscheide sich deutlich von der sonst in Berlin geübten Praxis, sagte der Pastor der Evangelisch-Lutherischen Dreieinigkeits-Gemeinde in Berlin-Steglitz, Gottfried Martens, am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Demnach können sich Menschen im Kirchenasyl mit einem Schreiben der Kirchengemeinde eigentlich frei in der Stadt bewegen.
„Wir haben diese Praxis nie geübt, sondern sind immer sehr viel strenger gewesen“, sagte Martens. Umso betrüblicher sei es, dass jetzt schon ein paar Meter Entfernung von der Kirche für eine Festnahme reichten. Er mache der Polizei aber keine Vorwürfe. Sie habe ihre Aufgabe getan, sagte Martens.
Zivilbeamte der Berliner Polizei hatten den Mann aus Afghanistan nach Angaben von Martens vor einer Woche außerhalb des Kirchengeländes der Gemeinde aufgegriffen. Mittlerweile befinde sich der Mann seit Donnerstag wieder in Schweden.
Er war einer von drei Afghanen, die sich vor sechs Monaten nach einem in Hamburg ergangenen Abschiebebescheid ins Kirchenasyl der Berliner freikirchlichen Gemeinde begeben hatten. Zuvor hatten die Männer jahrelang in Schweden gelebt. Dort müssen sie laut Martens die Abschiebung nach Afghanistan befürchten, wo ihnen als konvertierte Christen der Tod drohe.
Wegen des Kirchenasyls hatte es Streit zwischen Hamburg und Berlin gegeben. Berlin lehnte es ab, die Männer aus dem Kirchengebäude zu holen und nach Hamburg zu überstellen.