UN: Polizei in Haiti tötet Hunderte Menschen im Kampf gegen Banden

UN: Polizei in Haiti tötet Hunderte Menschen im Kampf gegen Banden

Mexiko-Stadt, Port-Au-Prince (epd). Die Polizei in Haiti hat bei ihrem Kampf gegen Bandengewalt laut den Vereinten Nationen hunderte Menschen getötet. Von April bis Juni sei im Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen der gewaltsame Tod von insgesamt 1.520 Menschen registriert worden, teilte das UN-Büro im Karibikstaat am Freitag (Ortszeit) mit. 64 Prozent von ihnen starben demnach bei Polizeieinsätzen. 24 Prozent der Todesopfer seien von den kriminellen Banden getötet worden und zwölf Prozent von Selbstverteidigungsgruppen der Bevölkerung.

Insgesamt 814 Menschen wurden laut UN in dem Zeitraum von Sicherheitskräften getötet und weitere 449 verletzt, 36 Prozent davon durch Drohnenangriffe. Außerdem registrierten die Vereinten Nationen 73 außergerichtliche Hinrichtungen durch die Polizei. 15 Prozent der Opfer waren demnach Zivilisten und Zivilistinnen, die „nichts mit Banden zu tun hatten“.

Die stärkere Polizeipräsenz in der umkämpften Hauptstadt Port-Au-Prince führe zu einem gewissen Rückgang des Einflusses krimineller Gruppen, erklärte das UN-Büro. Die Banden hätten dafür jedoch ihre Angriffe außerhalb der Hauptstadt ausgeweitet, insbesondere in den Gemeinden Artibonite und Kenscoff.

In diesen ländlichen Regionen begingen die bewaffneten Banden den UN zufolge mehrere Massaker an der Zivilbevölkerung mit bis zu 57 Opfern. Ende Juli töteten Bandenmitglieder zudem vier Polizisten. Das UN-Büro registrierte im Zeitraum April bis Juni außerdem 628 Opfer sexueller Gewalt durch die Banden und 185 Opfer von Entführungen. 1,3 Millionen Menschen waren Ende Juni wegen der katastrophalen Sicherheitslage als Vertriebene registriert.

Haiti leidet seit Jahren unter einer schweren ökonomischen und politischen Krise. Zur Eindämmung der Bandengewalt wurde eine von den Vereinten Nationen autorisierte internationale Polizeimission entsandt, doch Fortschritte bei der Sicherheitslage sind kaum spürbar.