Berlin, Essen (epd). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat vor Beginn des Ausbildungsjahrs vor einer finanziellen Überlastung der neuen Azubis bei den Kosten fürs Wohnen gewarnt. „Wer eine Ausbildung beginnt, braucht nicht nur einen guten Ausbildungsbetrieb, sondern auch ein Dach über dem Kopf - und zwar zu einem Preis, den Auszubildende sich leisten können“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Samstag). „Doch vielerorts fressen Miete und Nebenkosten fast die gesamte Ausbildungsvergütung auf.“
Körzell verwies auf eine erst kürzlich veröffentlichte Studie des Moses-Mendelssohn-Instituts, wonach die durchschnittliche Miete für ein WG-Zimmer in deutschen Hochschulstädten bei 493 Euro liegt. Die gesetzliche Mindestvergütung für Auszubildende im ersten Ausbildungsjahr beträgt jedoch lediglich 682 Euro brutto. Die durchschnittliche tarifliche Vergütung im ersten Ausbildungsjahr lag nach Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung 2024 bei 1.042 Euro.
Für Auszubildende, die nicht mehr im Elternhaus leben, werde es daher finanziell oft eng, erklärte der Gewerkschaftsbund. Diese Entwicklung könnte in Regionen mit angespanntem Wohnungsmarkt dazu führen, dass junge Menschen davor zurückschreckten, dort eine Lehre zu beginnen - nicht aus mangelndem Interesse, sondern weil sie keinen bezahlbaren Wohnraum fänden. DGB-Vorstand Körzell forderte die neue Bundesregierung zum Handeln auf: „Um den schnellen und gezielten Ausbau von Wohnheimen für Auszubildende zu fördern, sollte der Bund schnellstens die im Koalitionsvertrag vorgesehene Bundeskompetenzstelle Azubi-Wohnen einrichten.“