Offener Brief von Kulturschaffenden: "Lassen Sie Gaza nicht sterben"

Offener Brief von Kulturschaffenden: "Lassen Sie Gaza nicht sterben"
Forderungen an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU)
Mit einem offenen Brief haben sich Kulturschaffende an Bundeskanzler Merz gewandt. Sie fordern unter anderem den Stopp aller deutschen Waffenexporte an Israel wegen des Krieges in Gaza.

Frankfurt a.M. (epd). Mehr als 200 Kulturschaffende haben sich mit einem offenen Brief an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) gewandt und die deutsche Solidarität mit Israel kritisiert. „Die israelische Regierung weiter so vollumfänglich zu unterstützen, während Gaza ausgehungert und Auffanglager für Hunderttausende Menschen geplant werden, hat mit deutscher Staatsräson rein gar nichts zu tun“, heißt es in dem Brief auf der Website der Nichtregierungsorganisation Avaaz. Zuerst hatte am Donnerstag der „Spiegel“ berichtet.

Unterschrieben haben unter anderem die Schauspielerinnen und Schauspieler Jessica Schwarz, Christiane Paul, Benno Fürmann, Anna Thalbach, Meret Becker und Jürgen Vogel, die Musikerin Shirin David und die Moderatoren Joko Winterscheidt, Klaas Heufer-Umlauf und Giovanni Zarrella.

Sie verlangen einen härteren Kurs gegenüber der israelischen Regierung, um das Leiden der Menschen im Gaza-Streifen zu lindern. Die Unterzeichnenden fordern den Stopp aller deutschen Waffenexporte an Israel und ein Aussetzen des Assoziierungsabkommens zwischen der EU und Israel. Zudem wollen sie einen sofortigen Waffenstillstand und ungehinderten Zugang zum Gaza-Streifen für humanitäre Hilfe.

Der Brief ist mit der Aufforderung „Lassen Sie Gaza nicht sterben, Herr Merz“ überschrieben. Der Kanzler habe in den vergangenen Tagen Stellung bezogen und die israelische Regierung kritisiert. „Wir würdigen das, doch eines ist klar: Worte alleine retten keine Leben“, schreiben die Künstlerinnen und Künstler.

Sie verurteilen „die grauenvollen Verbrechen der Hamas aufs Schärfste“. Jedoch legitimiere kein Verbrechen, Millionen von unschuldigen Menschen kollektiv zu bestrafen. Deshalb erwarteten sie vom Bundeskanzler Handeln ohne politisches Kalkül. „Herr Merz - Sie sind einer der Wenigen, der Israel dazu bewegen kann, doch noch den Kurs zu ändern“, heißt es in dem Schreiben.

Indessen forderten auch 13 humanitäre Organisationen Bundeskanzler Merz auf, kurzfristig einen humanitären Krisengipfel im Kanzleramt einzuberufen. Die Organisationen äußerten massive Zweifel am Nutzen der von Merz angekündigten Abwürfen von Hilfsgütern aus der Luft: „Luftabwürfe sind gefährlich, ineffizient und erreichen nicht die Bedürftigsten - dabei wäre eine großflächige Versorgung längst möglich: Die Infrastruktur ist vorhanden, die Hilfsgüter sind vorhanden, und wir als Organisationen stehen bereit“, erklärten unter anderem „Ärzte ohne Grenzen“, Care Deutschland und die Deutsche Welthungerhilfe am Donnerstag in Berlin.

Der durch den Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 auf Israel ausgelöste Krieg hat im Gaza-Streifen eine humanitäre Katastrophe ausgelöst, auch weil Israel immer wieder Hilfslieferungen blockiert. In Zusammenarbeit mit Jordanien plant Deutschland den Abwurf von Hilfsgütern. Kanzler Merz hat bereits eingeräumt, dass das anstelle von Hilfslieferungen auf dem Landweg nur begrenzte Wirkung haben wird.