Hilfsorganisation bezeichnet Gaza-Luftbrücke als "Imagekampagne"

Hilfsorganisation bezeichnet Gaza-Luftbrücke als "Imagekampagne"

Berlin (epd). Menschenrechts- und Hilfsorganisationen kritisieren die von der Bundesregierung geplante Luftbrücke für den Gaza-Streifen. „Ich halte das vor allem für eine Imagekampagne“, sagte der Nahost-Referent von medico international, Riad Othman, am Dienstag in Berlin. Abwürfe aus der Luft seien ungenau, teuer und zu langsam. Auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schlossen sich der Kritik an.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte am Montag angesichts der dramatischen Lage im Gaza-Streifen eine Luftbrücke für humanitäre Güter über Gaza angekündigt. Diese soll gemeinsam mit Jordanien umgesetzt werden und spätestens ab dem kommenden Wochenende beginnen.

Der durch den Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 auf Israel ausgelöste Krieg hat im Gaza-Streifen eine humanitäre Katastrophe ausgelöst, auch weil Israel immer wieder Hilfslieferungen blockiert. Seit dem Wochenende gelangte erstmals wieder Hilfe in größerem Umfang nach Gaza

Othman warnte vor Gefahren der Luftabwürfe im dicht bevölkerten Gaza-Streifen. In der Vergangenheit seien Menschen bereits von Paletten erschlagen worden oder beim Versuch ertrunken, Hilfsgüter aus dem Mittelmeer zu bergen. Zudem könne man nicht kontrollieren, wer die Hilfe aus den Luftabwürfen an sich nehme.

Auch die Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, Julia Duchrow, nannte die Luftbrücke eine „symbolische Geste“. Sie forderte Deutschland auf, seinen völkerrechtlichen Verpflichtungen nachzukommen, sich für einen umfassenden und sofortigen Waffenstillstand einzusetzen und die Waffenlieferungen an Israel zu stoppen. Zwar werde schlussendlich der Internationale Gerichtshof entscheiden, ob es sich bei dem Vorgehen Israels im Gaza-Streifen um einen Genozid handele, jedoch dürften Staaten wie Deutschland nicht tatenlos bleiben.

Die Professorin für Volkswirtschaftslehre, Christine Binzel, forderte umgehend massiven politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Druck auf Israel, um eine permanente Waffenruhe durchzusetzen. „Die Bundesregierung muss endlich handeln, um noch Menschenleben in Gaza zu retten und die palästinensische Gesellschaft vor weiterer Vertreibung und Vernichtung zu bewahren“, sagte die Wissenschaftlerin der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg.