Osnabrück, Oldenburg (epd). Die Meeresbiologin Stefanie Moorthi sieht trotz zunehmender Herausforderungen gute Chancen für eine Verbesserung des ökologischen Zustandes von Nord- und Ostsee. Einige Pilotprojekte etwa zur Wiederansiedlung von Seegraswiesen und Austernriffen lieferten erste vielversprechende Ergebnisse, sagte die neue Leiterin des Referats Meeresnaturschutz der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Allerdings müssten die Regeln zum Schutz von Gebieten, in denen sich Arten erholen oder wiederangesiedelt würden, konsequenter durchgesetzt werden, forderte Moorthi, die zuvor am Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg geforscht hat. So müssten teils schon bestehende Gesetze, etwa zum Verbot der Grundschleppnetz-Fischerei, auch angewendet werden.
Vor allem die durch den Klimawandel verursachte erhöhte Wassertemperatur, die Verschmutzung mit Plastik, Düngemitteln oder Schwermetallen setzten Nord- und Ostsee nach wie vor schwer zu, erläuterte Moorthi. Auch Lärmbelastungen und Küstenschutz beeinträchtigten viele Organismen und Lebensräume. Die Übernutzung durch Fischerei, den Tourismus und Offshore-Windanlagen seien weitere Stressfaktoren für die Meere.
Einige Arten, die einen Lebensraum für andere Organismen darstellten und deshalb einen hohen Stellenwert für das Ökosystem hätten, wie die Seegraswiesen in der Ostsee oder die Riffe der europäischen Auster in der Nordsee, seien extrem zurückgegangen. Diese seien ohne Wiederansiedlungsprogramme kaum zu retten, betonte die Biologin, in deren Arbeitsbereich auch der neu gegründete DBU-Meeresnaturschutzfonds fällt. Das treffe auch auf einige Fischbestände wie den Dorsch in der Ostsee zu, die durch Überfischung nahezu verschwunden seien.
Ob sich der gesamte Lebensraum von Nord- und Ostsee durchgreifend erholen könne, wird laut Moorthi erst in vielen Jahren erkennbar sein. Immer neue Stressfaktoren erforderten flexible Schutzstrategien. So sei die Belastung durch Lärm und sonstige Störungen durch die wachsende Offshore-Windindustrie enorm gestiegen. „Wir müssen uns der Aufgabe stellen, den notwendigen Ausbau der Windenergie mit dem Schutz der Meeresumwelt in Einklang zu bringen.“
Schallschutz und Ruhezeiten während sensibler Phasen der Fortpflanzung von Säugern und Fischen sowie während des Vogelzugs könnten die Störungen reduzieren. Zudem gebe es erste Ideen und Projekte, die Offshore-Flächen für den Meeresschutz nutzbar zu machen - etwa durch die Ansiedlung von Muscheln an den Fundamenten der Windkraftanlagen.
Der mit 400 Millionen Euro ausgestattete DBU-Meeresnaturschutzfonds soll mit jährlich zehn Millionen Euro Projekte zum Schutz und zur Erhaltung von Tier- und Pflanzenarten in und an den beiden Meeren sowie deren Zuflüssen fördern. Das Startkapital stammt aus Ausgleichszahlungen für den Bau von Offshore-Windkraftanlagen.