Freiburg (epd). Das neue Konzept für den Wehrdienst von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) birgt nach Ansicht der Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, die Gefahr, traditionelle Geschlechterrollen zu manifestieren. Ein neuer freiwilliger Wehrdienst müsse gleichzeitig mit den freiwilligen Diensten im Zivilschutz und im sozialen Jahr gleichwertig gestaltet werden, sagte sie dem katholischen Monatsmagazin „Herder Korrespondenz“ (August-Ausgabe). Aktuell sehe es so aus, als ob die Dienste völlig unverbunden gestaltet würden. „Damit, so fürchte ich, entsteht die Gefahr, dass der Vorschlag von Boris Pistorius traditionelle Rollenbilder zementiert und die junge Generation spaltet“, sagte Welskop-Deffaa.
Nach einem Vorschlag des Bundesverteidigungsministeriums aus der vergangenen Woche soll das System des Wehrdienstes grundlegend überarbeitet werden. Deutsche Männer sollen dazu verpflichtet werden, einen Fragebogen zu dem Thema auszufüllen. Für andere Geschlechter soll das freiwillig sein. Ab 2028 soll außerdem die Musterung für 18-jährige Männer wieder verpflichtend werden. Eine Wiedereinführung der im Jahr 2011 ausgesetzten Wehrpflicht ist derzeit nicht geplant, die Bundesregierung setzt weiter auf freiwilligen Wehrdienst.
Dass das Ausfüllen des geplanten Fragebogens und die Musterung laut dem Konzept nur junge Männer betreffen sollen, sieht Welskop-Deffaa kritisch. Das werde von vielen jungen Männern „als Privilegierung der Mädchen“ gewertet und treibe sie weiter in die Arme derer, „die den vermeintlichen Genderwahn skandalisieren“, sagte die Caritas-Präsidentin. Welskop-Deffaa wies dazu auf Studien und Wahlanalysen hin, die zuletzt unter jungen Männern höhere Zustimmungswerte zu rechtspopulistischen Vorstellungen gemessen hatten.