Berlin (epd). Länder und Kommunen haben laut einem Regierungsbericht zu wenig Unterbringungsmöglichkeiten für unbegleitete minderjährige Geflüchtete. Es fehlten Betreuungsplätze und Fachkräfte, heißt es im Bericht der Bundesregierung über die Situation unbegleiteter ausländischer Minderjähriger in Deutschland für den Zeitraum September 2022 bis August 2023, den das Bundeskabinett am Mittwoch beschlossen hat. Der Bedarf an Plätzen, Angeboten und an Personal für unbegleitete Minderjährige übersteige vielerorts die Kapazitäten. Grund dafür war auch der Krieg in der Ukraine seit Februar 2022.
Zwar sei die Zahl unbegleiteter ausländischer Minderjähriger, für die die Jugendhilfe zuständig ist, seit Beginn des Jahres 2025 stark zurückgegangen, heißt es in dem Bericht, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Doch seit Herbst 2021 sei sie nach einem jahrelangen Rückgang zunächst deutlich angestiegen. Allein im Zeitraum von September 2021 bis August 2023 habe sich die Zahl der Geflüchteten in jugendhilferechtlicher Zuständigkeit nahezu verdoppelt. Die aktuellen Zahlen lägen noch immer deutlich über jenen aus dem Jahr 2021.
Zum Stichtag am 31. August 2023 waren rund 34.400 geflüchtete Minderjährige und junge Volljährige in der Zuständigkeit der Kinder- und Jugendhilfe, die meisten sind männlich. Die Hauptherkunftsstaaten der unbegleiteten Minderjährigen waren neben der Ukraine die Krisenregionen Afghanistan und Syrien. Zudem reisten in den Jahren 2022 und 2023 rund 5.000 junge unbegleitete Ukrainer nach Deutschland ein. Zum Stichtag 30. Juni 2025 lebten rund 22.000 unbegleitete minderjährige Geflüchtete und 19.700 junge Volljährige in der Zuständigkeit deutscher Behörden.
Unbegleitete Minderjährige würden zeitweise in Hotels oder Jugendherbergen untergebracht, weil es zu wenig Betreuungsplätze gebe. Rund 90 Prozent der Jugendämter geben demnach an, dass sowohl für die kurzfristige als auch für die längerfristige Unterbringung in stationären Einrichtungen noch Plätze benötigt würden; eine Unterbringung in Pflegefamilien kommt demnach eher selten vor. Die Länder reagieren laut Bericht auf die schwierige Situation, indem sie Zimmer mehrfach belegen, den Personalschlüssel reduzieren, weniger Fachkräfte und beispielsweise mehr Ehrenamtliche einsetzen.
Der Bericht beruht auf Statistiken sowie Ergebnissen einer Abfrage bei Ländern und Verbänden aus dem Sommer 2024. Zuständig ist das Bundesministerium für Bildung und Familie. Der letzte Bericht erschien im Jahr 2023 (Bundestagsdrucksache 20/7120).