Sea-Watch beklagt Festsetzung ihres Rettungsschiffes "Aurora"

Sea-Watch beklagt Festsetzung ihres Rettungsschiffes "Aurora"

Frankfurt a.M. (epd). Die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch beklagt die Blockade ihres Schiffes „Aurora“ auf der Mittelmeerinsel Lampedusa. Eine entsprechende Information der italienischen Behörden sei bereits am Donnerstag mitgeteilt worden, sagte Sea-Watch-Sprecherin Giulia Messmer dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag. Nun sei der offizielle Festsetzungsbescheid mit einer Dauer von insgesamt 20 Tagen erlassen worden. Hintergrund ist nach Angaben von Sea-Watch ein Einsatz der „Aurora“ vom 14. Juli, bei dem 70 Flüchtlinge und Migranten in internationalen Gewässern gerettet wurden.

Wegen schlechten Wetters habe die Sea-Watch den Hafen von Lampedusa angesteuert und nicht den ursprünglich von den italienischen Behörden zugewiesenen - und deutlich weiter entfernten - Hafen von Pozzallo auf Sizilien. Dabei sei die „Aurora“ „mit der ausdrücklichen Zustimmung“ Italiens in Lampedusa eingelaufen.

Trotz der engen Zusammenarbeit habe die Präfektur in Agrigent die „Aurora“ auf Grundlage des umstrittenen Piantedosi-Dekrets festgesetzt, hieß es. Dieses sieht unter anderem vor, dass die Schiffe privater Seenotrettungsorganisationen den ihnen zugewiesenen Hafen ohne Umwege anlaufen müssen. Sea-Watch wies die Begründung zurück, das Wetter sei rückblickend für eine Fahrt nach Sizilien doch gut genug gewesen. „Aurora“-Einsatzleiterin Karla Primc kritisierte die Entscheidung zur Festsetzung als politisch motiviert.

Unter der rechtsgerichteten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat Italien das Vorgehen gegen private Seenotrettungsorganisationen im Mittelmeer deutlich verschärft. Vergangene Woche hatten Dutzende Organisationen ein Ende der aus ihrer Sicht „systematischen Behinderung ziviler Seenotrettung“ gefordert. Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 867 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen, oder sie werden vermisst. Die Dunkelziffer könnte weiter höher liegen.