Nairobi (epd). Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HRW) wirft der malischen Armee und Söldnern des russischen Wagner-Konzerns schwere Verbrechen gegen Angehörige der Volksgruppe der Fulani vor. Mindestens zwölf Männer des größtenteils nomadisch lebenden Hirtenvolks seien seit Beginn des Jahres hingerichtet worden, teilte HRW am Dienstag in Kenias Hauptstadt Nairobi mit. 81 weitere Fulani-Angehörige wurden demnach im Zuge gemeinsamer Militäreinsätze verschleppt.
Die malische Militärregierung, die 2021 durch einen Putsch an die Macht gekommen ist, setzt im Kampf gegen islamistische Terrorgruppen auf die Zusammenarbeit mit russischen Söldnern. Im Juni wurde bekannt, dass die Wagner-Söldner durch Kämpfer des ebenfalls russischen Afrika-Korps ersetzt werden sollen.
Die HRW-Sahel-Expertin Ilaria Allegrozzi rief die malische Regierung dazu auf, die Verbrechen zu beenden und über den Verbleib der Vermissten aufzuklären. Die Junta sei „letztendlich verantwortlich“ für die Tötungen und das gewaltsame Verschwindenlassen, unterstrich Allegrozzi.
Die Vorwürfe von „Human Rights Watch“ stützen sich nach eigenen Angaben auf Gespräche mit 29 Zeugen, Journalisten und Vertretern internationaler Organisationen. Die Menschenrechtler wiesen auch auf mögliche weitere von der Armee und russischen Söldnern begangene Hinrichtungen hin. So gebe es „glaubwürdige Berichte“ über die Exekution von 65 Fulani-Hirten im April. Demnach wurden die Männer in der Region Kayes zunächst in ein Camp der Armee verschleppt und anschließend getötet.
Die Fulani leben größtenteils nomadisch, auch in Gegenden, in denen Terrorgruppen aktiv sind. Weil es dort wenig Unterstützung seitens der Regierung gibt, versuchen die Islamisten unter den Fulani zu rekrutieren. Dadurch geraten sie auch immer wieder ins Visier der Armee.