Stuttgart (epd). Die Zahl der Depressionen und Suizide unter älteren Menschen ist laut Dorothee Wolf von der Psychologischen Beratungsstelle in Stuttgart alarmierend hoch. Studien zeigten, dass 40 Prozent aller Suizide von Menschen über 60 Jahren begangen werden, sagte Wolf am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dass die Krankheit bei Menschen wie dem Unternehmer Wolfgang Grupp für die Öffentlichkeit nicht erkennbar sei, liege daran, dass Betroffene nach außen oft leistungsfähig wirkten und ihren Zustand aus Scham verbergen würden.
Auslöser für eine Altersdepression ist Wolf zufolge häufig das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden. Dieser Bedeutungsverlust, etwa nach dem Ende des Berufslebens, treffe besonders Menschen, die zuvor sehr aktiv waren und in der Öffentlichkeit standen. Mit dem Alter verbundene Einschränkungen wie nachlassende Konzentration und Leistungsfähigkeit seien für sie nur schwer zu akzeptieren.
Die Anzeichen für eine Depression sind nach den Worten der Psychologin nicht immer eindeutig. Sie reichen von sozialem Rückzug, gedrückter Stimmung und dem Verlust von Interessen bis hin zu körperlichen Beschwerden. „Manche sind häufig krank oder sie haben Magen-Darm-Probleme oder permanent Rückenschmerzen, Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen“, erklärte sie. Andere wirkten vor einem Zusammenbruch sehr gereizt oder übermäßig aktiv.
Als wirksamste Behandlung von Depressionen gilt laut Wolf die Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie. Eine erste Anlaufstelle für Betroffene und ihre Angehörigen können niedrigschwellige Beratungsstellen sein. Freunde und Familie sollten ihre Sorge direkt, aber einfühlsam ansprechen: „Mir fällt auf, dass mit Dir in letzter Zeit etwas nicht stimmt. Wie geht es Dir?“ Entscheidend sei, die betroffene Person zu motivieren, professionelle Hilfe anzunehmen.