Berlin (epd). Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, nimmt die öffentliche Debatte über die als Verfassungsrichterin nominierte Frauke Brosius-Gersdorf amit Bestürzung wahr. Die Art, wie diese Auseinandersetzung geführt werde, beschädige nicht nur die Kandidatin, sondern auch die Demokratie, sagte Stetter-Karp dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag.
Die Wahl von drei neuen Richtern für das höchste Gericht in Deutschland war in der vergangenen Woche vom Bundestag wegen koalitionsinterner Querelen über die Staatsrechtlerin kurzfristig vertagt worden. Der von der SPD als Bundesverfassungsrichterin vorgeschlagene Juristin Brosius-Gersdorf war fälschlicherweise unter anderem vorgeworfen worden, sie befürworte die Möglichkeit von Abtreibungen bis zur Geburt.
In einer Expertenanhörung im Bundestag im Februar 2025 hatte sie sich allerdings lediglich zur Möglichkeit einer Regelung des Schwangerschaftsabbruchs außerhalb des Strafrechts bis zur zwölften Woche nach der Empfängnis geäußert. Auch Stetter-Karp hatte vor der Wahl erklärt, sie sehe Brosius-Gersdorf wegen ihrer Haltung beim Abtreibungsrecht kritisch.
Stetter-Karp sagte dem epd, es müsse grundsätzlich möglich sein, eine kontroverse Debatte zu politisch und ethisch brisanten Themen sachlich zu führen. „Die Frage nach dem Beginn der Menschenwürde ist eine solche Frage.“
Irritationen über die Äußerungen der Kandidatin zu diesem Thema hätten laut Stetter-Karp aber deutlich vor der anberaumten Wahl am vergangenen Freitag ernst genommen werden müssen. Die politisch Verantwortlichen müssten sich fragen, wie sie den Schaden durch die Absetzung der Wahl beheben wollten, forderte Stetter-Karp. Das Zentralkomitee ist die größte katholische Laien-Organisation in Deutschland.