Khorchide: Muslime sollten sich auf ihre jüdischen Wurzeln besinnen

Khorchide: Muslime sollten sich auf ihre jüdischen Wurzeln besinnen
13.07.2025
epd
epd-Gespräch: Judith Kubitscheck

Münster, Freiburg (epd). Der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster, Mouhanad Khorchide, hat sich dafür ausgesprochen, dass Muslime sich auf ihre jüdischen Wurzeln zurückbesinnen. „Im Judentum liegen die Wurzeln des Islam“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Gerade jetzt, wo die Fronten zwischen Juden und Muslimen so stark verhärtet seien und es seit dem Terrorangriff der Hamas 7. Oktober 2023 zu einem massiven Anstieg des Antisemitismus unter Muslimen gekommen sei, benötige es dringend lösungsorientierte Ansätze und eine projüdische Lesart des Korans, sagte der Autor des Buches „Ohne Judentum kein Islam“. Es erscheint am Montag im Freiburger Herder-Verlag.

Lese man den Koran in chronologischer Reihenfolge, stelle man schnell fest, dass Mohammed sich intensiv auf jüdische Erzählungen und auf Mose selbst berief, um seine eigene prophetische Mission zu legitimieren. „Es wundert daher nicht, dass Mose die im Koran am häufigsten erwähnte Figur ist.“ Ohne diese bewusste Anknüpfung an das Judentum sei es Mohammed kaum möglich gewesen, sich in die Reihe der monotheistischen Propheten einzureihen, sagte der Professor für Islamische Religionspädagogik. Man dürfe außerdem nicht vergessen, dass Muslime über viele Jahre hinweg in Richtung Jerusalem beteten und sich unter anderem auch jüdische Speisevorschriften aneigneten.

Der Islam, wie er heute in vielen muslimischen Kreisen vermittelt werde, würde allerdings oft antijüdisch gelesen. „In Moscheepredigten wird oft nicht klar zwischen der Politik der israelischen Regierung und dem Judentum unterschieden.“ Zudem sei der sogenannte religiös begründete Exklusivismus in der islamischen Theologie weitverbreitet: Es werde vermittelt, der Islam sei die einzig wahre Religion, während Christentum und Judentum als überholt oder falsch gelten. „Das verstärkt Ressentiments gegenüber Andersgläubigen.“

Dem gelte es, entschieden entgegenzuwirken. Doch das allein genüge nicht, es brauche aktiv projüdische islamische Gegennarrative. Zudem sei das Problem nicht nur religiöser Natur: „Solange der Nahostkonflikt ungelöst bleibt, wird er weiterhin ein fruchtbarer Boden für islamisch legitimierten Antisemitismus sein“, sagte Khorchide.