Berlin (epd). Bundesweite Sprachtests für Vierjährige bringen nach Auffassung des Experten vom Paritätischen Gesamtverband, Niels Espenhorst, keinen Nutzen. „Es ist grundsätzlich falsch, ein neues Test- und Fördersystem zu installieren, das losgelöst und parallel zu bestehenden Strukturen läuft“, sagte der Referent für Kindertagesbetreuung dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Bundesbildungs- und Familienministerin Prien (CDU) befürwortet bundesweite Sprachtests für Vierjährige. Kinder, die Lücken in der sprachlichen Entwicklung haben, sollen eine verbindliche Förderung bekommen. Bayern hat solche Tests bereits eingeführt.
Espenhorst sagte, die Diskussion um verpflichtende Sprachtests verwundere ihn sehr: „Es ist eine von großer Unkenntnis und Ignoranz geprägte Auseinandersetzung.“ Sie ignoriere Systeme, die es dazu gegenwärtig schon gebe. Der Experte nannte kinderärztliche Vorsorge- und Schuleingangsuntersuchungen sowie Beobachtungsverfahren, die in allen Kitas vorgesehen seien und dort regelmäßig stattfänden. Diese Instrumente seien aber nicht aufeinander abgestimmt, räumte er ein.
Die aktuell diskutierten Screeningverfahren zum einmaligen Erheben eines Sprachstands hätten nur begrenzte Aussagekraft und seien „sehr simpel“, erklärte Espenhorst: „Screenings haben nur den Fokus, eine negative Auffälligkeit des Kindes zu finden.“ Es gehe in den Tests nicht darum, besondere Kompetenzen festzustellen, und es würden auch keine Entwicklungsverläufe abgebildet. Bundesweit gebe es beispielsweise kein Screeningverfahren, das die Mehrsprachigkeit von Kindern berücksichtigt.