Wiesbaden (epd). Das Aufteilen von Hausarbeit ist laut einer Studie unter Paaren das häufigste Streitthema. Dabei empfänden Frauen eine ungleiche Aufteilung mehrheitlich als unfair, erklärte die Sozialwissenschaftlerin Leonie Kleinschrot vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden am Mittwoch. Männer hingegen seien mehrheitlich der Auffassung, dass sie einen gerechten Anteil an der Haus- und Erwerbsarbeit erledigen.
Bei einer ungleichen Aufteilung der Hausarbeit dächten Frauen auch häufiger über eine Trennung nach, Männer nicht. Für die Studie wurde im Rahmen des familiendemografischen Panels aus den 2023 repräsentativ befragten deutschen Staatsangehörigen im Alter zwischen 20 und 52 Jahren eine Stichprobe von rund 8.000 Menschen gezogen.
Der Befragung zufolge übernehmen Frauen mehrheitlich das Waschen, Putzen, Kochen und Staubsaugen. Männersache seien Reparaturen.
Die ungleiche Verteilung der Hausarbeit ist bei Elternpaaren stärker ausgeprägt als bei kinderlosen Paaren. Bei 53 Prozent der Befragten übernehmen die Frauen immer oder überwiegend die Routinetätigkeiten im Haushalt. Bei 44 Prozent der Paare sind die Tätigkeiten ungefähr gleich aufgeteilt. Nur in drei Prozent der Partnerschaften leisten die Männer die Routine-Hausarbeiten.
„Bei der Aufteilung der Hausarbeit klaffen oft Anspruch und Realität auseinander“, sagte der Sozialwissenschaftler Detlev Lück vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Viele Paare wollten eine gleiche Aufteilung der Hausarbeit, in der Realität liege sie aber mehrheitlich bei den Frauen. Diese Kluft zwischen Einstellungen und Praxis bestehe seit den 1980er Jahren. Während die Teilnahme von Frauen an der Erwerbsarbeit seither deutlich zugenommen habe, stagniere die ungleiche Verteilung der Hausarbeit. Darunter litten Frauen, ebenso leide darunter die Qualität und Stabilität der Paarbeziehungen.
Die Elternschaft sei ein „Einfallstor für Ungleichheit“, sagte Lück. Soziale Normen und Erwartungen der Umwelt beeinflussten Väter, Vollzeit zu arbeiten, und Mütter, Teilzeitstellen anzunehmen und dafür mehr Hausarbeit zu erledigen. Eine Veränderung der Bedingungen für Familienzeit und Elterngeld könnte aus seiner Sicht zu mehr Gleichheit und damit Zufriedenheit beitragen, ebenso eine Abschaffung des Ehegattensplittings bei der Steuer. Die steuerliche Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen könnte von Haushaltsarbeit entlasten. Eine wichtige Voraussetzung für eine gleiche Aufteilung von Erwerbs- und Haushaltsarbeit seien flexible Arbeitszeitmodelle.