Claus fordert Grundrente für ehemalige Heimkinder

Claus fordert Grundrente für ehemalige Heimkinder

Osnabrück (epd). Die unabhängige Bundesbeauftragte gegen Missbrauch, Kerstin Claus, fordert eine staatlich finanzierte Grundrente für ehemalige Heimkinder. „Österreich geht da mit gutem Beispiel voran und zahlt ehemaligen Heimkindern 300 Euro monatlich. Das halte ich für angemessen“, sagte Claus der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montag).

Etwa 800.000 Menschen waren nach Angaben der Unabhängigen Kommission des Bundes zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs von 1945 bis Mitte der 70er Jahre in der Bundesrepublik in Heimen untergebracht. Träger waren der Staat mit seiner Jugendfürsorge, private Institutionen und die beiden großen Kirchen mit ihren Organisationen. In der DDR waren zwischen 1949 und 1989 etwa 500.000 Kinder in staatlichen Heimeinrichtungen.

Claus nannte es erschütternd, wie sich über Jahrzehnte hinweg systematische Gewalt gegen Kinder in Heimen manifestiert habe. „Es gab Personal- und Arztstrukturen, die teilweise aus der NS-Zeit übernommen wurden. Kinder wurden mit Zwangsarbeit, Foltermethoden und sexualisierter Gewalt systematisch gebrochen“, sagte die Missbrauchsbeauftragte.

Weil Kinderarbeit verboten war, hätten Betroffene später keine Rentenansprüche geltend machen können. „Das heißt, sie wurden doppelt entrechtet - in ihrer Kindheit und im Alter“, sagte Claus

Zudem hätten viele ehemalige Heimkinder aufgrund ihrer Erfahrungen nie im Berufsleben Fuß gefasst und lebten in Altersarmut. Die Missbrauchsbeauftragte rief den Staat zu schneller Hilfe auf: „Gerade weil die betreffenden Personen heute in schon fortgeschrittenem Alter sind, braucht es vor allem eine schnelle und damit pragmatische Lösung.“