CSD-Demo "Cologne Pride": 65.000 demonstrieren für queere Rechte

CSD-Demo "Cologne Pride": 65.000 demonstrieren für queere Rechte
Bunte Kostüme und friedliches Feiern trotz teils strömenden Regens: Der CSD in Köln bleibt ein Ereignis der Superlative. Ganz sorgenfrei ist der Cologne Pride 2025 aber nicht: In der Community wächst die Sorge vor Diskriminierung und Übergriffen.

Köln (epd). Rund 65.000 Menschen sind am Sonntag bei der CSD-Parade in Köln durch die Innenstadt gezogen, um für die Rechte queerer Menschen zu demonstrieren. An dem Umzug, einem der größten zum Christopher-Street-Day in Europa, nahmen knapp 250 Gruppen und 90 Festwagen teil. Wie in den vergangenen Jahren würden mehr als eine Millionen Besucher des am Freitag begonnenen Straßenfests erwartet, sagte ein Sprecher. Vertreter aus Politik und Verbänden zeigten sich besorgt über wachsende Gewalt gegen queere Menschen und forderten mehr Schutz. Vielfach kritisiert wurde eine Äußerung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zur Regenbogenfahne.

Der „Cologne Pride“ verlief nach Polizeiangaben friedlich, bis zum Nachmittag sei keine einzige Straftat registriert worden, sagte ein Sprecher. Wegen des Regens sei die Parade deutlich ruhiger verlaufen als in den Vorjahren. Auf mehreren Bühnen wurde bereits seit Freitag ein 60-stündiges Programm mit Musik, Show und politischen Diskussionen geboten. Auch die Kirchen waren mit queeren Gottesdiensten und „Pride Blessings“ vertreten, bei denen sich Menschen segnen lassen konnten.

Nach Angaben der neuen Queer-Beauftragten der Bundesregierung, Sophie Koch (SPD), häufen sich Angriffe auf queere Menschen. „Hass und Hetze nehmen zu“, sagte sie der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstag). CSD-Paraden stünden immer öfter unter Polizeischutz. Hitzige Debatten über Regenbogenfahnen, Zirkuszelte oder Teilnahmeverbote seien nicht hilfreich, stattdessen müsse es um Fragen von Sicherheit und rechtlicher Gleichstellung gehen.

Koch kritisierte damit eine Äußerung von Merz, der Bundestag sei „ja nun kein Zirkuszelt“. Er verteidigte mit diesen Worten in einer Talkshow die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), während des CSD in Berlin am 26. Juli nicht die Regenbogenfahne auf dem Reichstag zu hissen. Die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Katharina Dröge, nannte die Äußerung des Kanzlers im „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstag) „absolut respektlos gegenüber dem Kampf von queeren Menschen für ihre Rechte“.

Grünen-Chef Felix Banaszak sagte der Zeitung, die Regenbogenfahne sei „kein Accessoire, sondern ein Symbol für Vielfalt und Menschenrechte“. Ex-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der selbst am CSD in Köln teilnahm, schrieb auf der Plattform X: „Heute geht es um Toleranz in unserer Gesellschaft. Nicht um einen Zirkus!“

Auch die nordrhein-westfälische Gleichstellungsministerin Josefine Paul (Grüne), ebenfalls CSD-Teilnehmerin, rügte die Klöckner-Entscheidung, die Regenbogenflagge auf dem Bundestag aus Neutralitätsgründen zu verbieten. „Wenn es um den Schutz der Demokratie und die offene Gesellschaft geht, bin ich nicht neutral“, sagte sie der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (Online Sonntag, Print Montag). Zu den Menschen- und Bürgerrechten gehörten die Rechte der LSBTIQ-Community. Es gehe zudem „allgemein um Vielfalt und am Ende um die freiheitlich-demokratische Grundordnung insgesamt“.

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) schrieb auf X: „LGBTQ-Rechte sind Menschenrechte. Und damit gehen sie uns alle etwas an - weltweit!“ Von Köln gehe an diesem Tag ein Zeichen aus, „dass wir uns für diese Rechte gerade dann einsetzen, wenn der politische Wind sich dreht“.

Der Christopher Street Day, der auch international in vielen Städten gefeiert wird, erinnert an einen Aufstand in der New Yorker Christopher Street im Jahre 1969. Homosexuelle wehrten sich damals erstmals gegen Unterdrückung.