Berlin (epd). Ein am Mittwoch vom Bundeskabinett beschlossenes Abkommen zwischen Deutschland und den Niederlanden, das den Weg für Gasbohrungen vor Borkum im Wattenmeer freimachen soll, ist bei Umweltschützern auf scharfe Kritik gestoßen. „Dass die Regierung an dem Tag, an dem die extreme Hitze deutschlandweit neue Höchstwerte erreicht, ein neues Gasfeld vor Borkum erlaubt, ist ein schlechter Fiebertraum“, erklärte die Klimainitiative „Fridays for Future“.
Mit dem Beschluss hat das Kabinett zunächst die rechtlichen Voraussetzungen für die Unterzeichnung des völkerrechtlichen Vertrags geschaffen. Das sogenannte Unitarisierungsabkommen soll die Grundlage dafür bilden, dass beide Länder eine grenzüberschreitende Lagerstätte gemeinsam ausbeuten können. Bevor der Vertrag in Kraft treten kann, muss der Bundestag ihn noch per Gesetz ratifizieren.
Über die Gasförderung vor den Inseln Schiermonnikoog und Borkum durch den niederländischen Energiekonzern One-Dyas wird seit Jahren gestritten. Ende März hatte One-Dyas mitgeteilt, man habe mit der Förderung begonnen - zunächst in einer Testphase und auf niederländischem Hoheitsgebiet. One-Dyas plant aber, von einer Bohrplattform aus auch unter dem Meeresboden auf deutschem Gebiet Gas zu fördern. Das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie hatte dafür 2024 eine auf 18 Jahre befristete Genehmigung erteilt.
„Schmelzende Straßen, verdorrte Ernten und Hitzetote sind jetzt schon Realität in der Klimakrise“, heißt es in der Erklärung von „Fridays for Future“. Statt Menschen zu schützen, stelle die Bundesregierung sich an die Seite der Gaslobby. Jede weitere Tonne fossiler Energien heize die Erderhitzung weiter an: „Ein neues Gasfeld in der Nordsee bedeutet buchstäblich, Öl ins Feuer der Klimakrise zu gießen.“
Auch die Deutsche Umwelthilfe kritisierte den Kabinettsbeschluss. „Während weltweit Klimakatastrophen zunehmen, plant die Bundesregierung im Hinterzimmer, fossile Energien in der Nordsee auf Jahrzehnte zu zementieren“, beklagte Umwelthilfe-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Das Abkommen sei „ein Geschenk für die fossile Industrie“, um künftig schneller und leichter Gas und Öl zulasten von Klima und Umwelt fördern zu können.