Stuttgart (epd). Ein steigendes Aggressionspotenzial bei Besuchern von Freibädern beobachtet der Leiter des Bäderamtes der Stadt Sindelfingen, Roland Eckardt. „Die Gäste haben heute eine kürzere Zündschnur und werden schneller unfreundlich als noch vor 20 Jahren“, sagte Eckardt dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Er vermutet, dass diese Entwicklung weniger mit der Bäderlandschaft zu tun habe, sondern vielmehr Ausdruck einer allgemeinen Unzufriedenheit „mit der politischen und gesamtgesellschaftlichen Lage in Deutschland“ sei. Eckardt ist unter anderem für das mit 60.000 Quadratmetern Liegefläche größte Sport- und Familienbad der Region Stuttgart zuständig, das Sindelfinger Badezentrum.
Dort habe man deshalb Sicherheitsmaßnahmen ergriffen: „Wir arbeiten an heißen Tagen, an denen es besonders voll wird, mit einem Sicherheitsdienst zusammen.“ Dadurch wolle man den Badegästen bereits an der Kasse ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Zusätzlich kontrollierten Streifen das Gelände. Beides werde von Gästen und Personal gleichermaßen positiv aufgenommen, sodass größere Zwischenfälle selten seien.
Wie Eckardt weiter sagte, sind die Besucherzahlen in Freibädern bundesweit leicht rückläufig. Grund dafür seien veränderte Freizeitgewohnheiten und zahlreiche Alternativen wie Fitnessstudios, Boulderhallen oder E-Bikes. „Wenn im Umfeld Veranstaltungen stattfinden, merken wir das sofort an niedrigeren Besucherzahlen“, sagt der Bäderchef. Dennoch bleibe das Freibad für viele Familien eine günstige Alternative zu teuren Urlaubsreisen.
Besorgniserregend ist laut Eckardt, dass immer mehr Erwachsene nicht schwimmen könnten - darunter vor allem Menschen mit Migrationshintergrund, die in ihren Herkunftsländern oft nie schwimmen gelernt hätten. Viele schämten sich, ihre Schwimmdefizite zuzugeben. Hinzu komme ein Mangel an Fachpersonal für Schwimmkurse, was auch an unattraktiven Gehältern und schwierigen Arbeitszeiten liege.