Politik und Gewerkschaften trauern um Ex-DGB-Chef Michael Sommer

Politik und Gewerkschaften trauern um Ex-DGB-Chef Michael Sommer
Im Alter von 73 Jahren ist der frühere Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, gestorben. Politik und Gewerkschaften würdigten seinen Einsatz für Gerechtigkeit und seine Dialogbereitschaft.

Berlin (epd). Der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, ist in der Nacht zu Montag verstorben. Er wurde 73 Jahre alt. Der DGB würdigte Sommer am Montag in Berlin als „großen Gewerkschafter, der leidenschaftlich für eine gerechtere Welt gekämpft hat“. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) kondolierten den Angehörigen des Verstorbenen und hoben den Einsatz des langjährigen DGB-Chefs für die Interessen von abhängig Beschäftigten sowie das Allgemeinwohl hervor. Tief betroffen zeigte sich die SPD-Spitze über den Tod des langjährigen Parteimitglieds.

Sommer war von 2002 bis 2014 DGB-Vorsitzender. Steinmeier erklärte am Montag in Berlin, Deutschland verliere mit Michael Sommer „eine herausragende Persönlichkeit, die über Jahrzehnte hinweg unermüdlich für die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gekämpft hat. Immer war er klar in seiner Haltung und standhaft in seinem Engagement für eine gerechte und solidarische Gesellschaft.“

Das Staatsoberhaupt ergänzte, Sommers Ziel es gewesen, „die Arbeitswelt menschlicher, gerechter und zukunftsfest zu gestalten“. Dabei sei es ihm nie nur um Interessenvertretung gegangen, sondern um Grundwerte wie Solidarität, Gerechtigkeit und Freiheit. Persönlich habe er Sommer „als einen Vermittler im Wortsinn erlebt: Er suchte den Dialog, er wollte argumentieren, nicht überreden“, sagte der Bundespräsident über den Verstorbenen.

Bundestagspräsidentin Klöckner würdigte Sommer als „großen Gewerkschafter“ und „starke Stimme der Sozialpartner“. Der Verstorbene sei „klar in seinen Forderungen, aber auch immer bereit zum Kompromiss“ gewesen.

Die SPD-Vorsitzenden Bärbel Bas und Lars Klingbeil bescheinigten Sommer einen „festen moralischen Kompass“, Sinn für soziale Gerechtigkeit und „unerschütterlichen Glauben an die Stärke solidarischen Handelns“. 1981 sei Sommer in die SPD eingetreten und habe den Sozialdemokraten „auch in schwierigen Zeiten die Treue gehalten“. Ihm verdanke die SPD, „dass der so wichtige Gesprächsfaden zwischen Partei und Gewerkschaften nie abgerissen ist“.

„Wir verlieren mit Michael Sommer einen engagierten Mitstreiter für die soziale Demokratie, einen klugen Berater, einen verlässlichen Partner. Und viele von uns verlieren auch einen persönlichen Freund“, unterstrichen Bas und Klingbeil.

Vom DGB hieß es, Sommer habe „in vielen politischen Debatten erfolgreich die Stimme der Gewerkschaften eingebracht“. Er habe gegen die Hartz-Reformen und die Ausweitung prekärer Beschäftigung gekämpft. Sein größter Erfolg sei die Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns gewesen, der ein Jahr nach Ende seiner Amtszeit eingeführt wurde. 2010 wurde er zum Präsidenten des Internationalen Gewerkschaftsbundes gewählt und vertrat so laut DGB die Interessen von 168 Millionen Gewerkschaftsmitgliedern weltweit.

Der 1952 in Büderich geborene Sommer wuchs teilweise im Waisenhaus auf. 1971 trat er in die Deutsche Postgewerkschaft ein. Später studierte er Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin. Sommer war nach DGB-Angaben maßgeblich an der Gründung der Gewerkschaft ver.di 2001 beteiligt. Im selben Jahr wurde er stellvertretender ver.di-Vorsitzender.

Ver.di würdigte Sommer als entschlossenen „Kämpfer für die Rechte der abhängig Beschäftigten und für soziale Gerechtigkeit“. In einem von einem neoliberalen Zeitgeist geprägten Jahrzehnt sei Sommer gegen „sozialpolitische Zumutungen“ vorgegangen.