Weltgemeinschaft berät über Finanzierung von Entwicklungszielen

Weltgemeinschaft berät über Finanzierung von Entwicklungszielen
Kein Hunger, weniger Armut: Die UN-Nachhaltigkeitsziele sind hochgesteckt - und sie sind in weiter Ferne, auch weil das Geld fehlt. In Sevilla berät die Staatengemeinschaft über Auswege aus der Finanzierungskrise.

Frankfurt a.M., Sevilla (epd). Bei einer UN-Konferenz in Sevilla sucht die Weltgemeinschaft nach Auswegen aus der Finanzierungskrise für ihre Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsziele. Die Vierte Internationale Konferenz für Entwicklungsfinanzierung wurde am Montag in der andalusischen Stadt eröffnet. UN-Generalsekretär António Guterres mahnte zum Auftakt mehr Engagement an. Finanzierung sei der „Motor von Entwicklung“, sagte Guterres: „Und im Moment stottert der Motor.“

Die Welt sei bei der Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele im Rückstand, beklagte Guterres. Um sie zu erreichen, brauche es Investitionen von mehr als vier Billionen US-Dollar pro Jahr. Spaniens Ministerpräsident und Konferenzpräsident Pedro Sánchez warnte in seiner Rede vor dem Plenum vor einer schrumpfenden Gebergemeinschaft.

Bei der viertägigen Konferenz in Sevilla sollen Wege gefunden werden, wie mehr Geld für die insgesamt 17 UN-Nachhaltigkeitsziele mobilisiert werden kann. Dazu zählen etwa ein Ende von Hunger und Armut, der Zugang zu hochwertiger Bildung für alle Menschen sowie mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern.

Bereits am Montag einigten sich die Delegierten mit der „Verpflichtung von Sevilla“ (spanisch: „Compromiso de Sevilla“) auf eine gemeinsame Erklärung. Sie sei Ausdruck eines Konsenses zwischen mehr als 190 Nationen, hieß es. In der Erklärung wird unter anderem das bereits bestehende Ziel der Industrieländer bekräftigt, mindestens 0,7 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für die Entwicklungszusammenarbeit aufzubringen. Auch sollen Steuersysteme gestärkt und ein tragfähiger Umgang mit der teils hohen Staatsverschuldung in Entwicklungsländern gefunden werden.

Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) begrüßte die Einigung. Dies sei ein „kraftvoller Schub für eine gerechtere Welt“, erklärte Alabali Radovan: „Trotz der schwierigen Weltlage, der Konflikte und nationalistischer Tendenzen ziehen hier beinahe alle Staaten an einem Strang.“ Zugleich mahnte die Ministerin weitere Anstrengungen an. Die Finanzierung der globalen Nachhaltigkeitsziele sei keinesfalls gesichert.

Der Beschlussentwurf lag bereits ausgehandelt vor. Kritik daran kam von Hilfsorganisationen. Das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“ hatte bemängelt, dass die Umsetzungspläne „insgesamt vage“ blieben. Ähnlich äußerte sich der entwicklungspolitische Dachverband Venro.

Die Diskussionen in Sevilla werden vor dem Hintergrund einer umfassenden Krise bei der Finanzierung der Entwicklungszusammenarbeit geführt. Die USA - bisher der weltweit größte Geber - haben unter Präsident Donald Trump die Zahlungen weitgehend eingestellt und ziehen sich aus vielen multilateralen Initiativen zurück. Die Vereinten Nationen beklagen eine massive Unterfinanzierung vieler ihrer Programme.

Nach Angaben der Konferenzleitung nehmen bis zum Abschluss am Donnerstag insgesamt mehr als 15.000 Menschen an der Konferenz teil. Dazu zählten fast 60 Staats- und Regierungschefs, Ministerinnen und Minister sowie Vertreterinnen und Vertreter von internationalen Organisationen wie der Weltbank. Die USA hatten sich aus den Verhandlungen zurückgezogen. Nach den Konferenzen in Monterrey (2002), Doha (2008) und Addis Abeba (2015) ist das Treffen in Sevilla die vierte Zusammenkunft dieser Art.