Frankfurt a.M. (epd). Die iranische Exil-Künstlerin Parastou Forouhar befürchtet nach dem Krieg zwischen Israel und dem Iran ein brutaleres Vorgehen gegen die Zivilgesellschaft in ihrem alten Heimatland. Das Regime gehe umso härter gegen Oppositionelle im Inneren vor, je größer die Bedrohung von außen sei, sagte Forouhar dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Derzeit werden noch mehr Menschen verhaftet, bestraft oder als Spione hingerichtet als ohnehin schon“, unterstrich die Künstlerin, die seit 1991 im Exil in Deutschland lebt.
Nach den israelischen und US-amerikanischen Luftangriffen seien viele Menschen im Land traumatisiert, sagte Forouhar. „Sie sind in Trauer versunken, aber auch wütend.“ Die Wut richte sich gegen die israelischen Bomben, aber auch gegen die eigene Regierung, gegen die die Menschen seit Jahren ankämpften. Während viele Funktionäre wohl in Bunker geflüchtet seien, gebe es für die Bevölkerung keinerlei Sicherheitsstrukturen: „Die Menschen fühlen sich als Geiseln des Regimes“, unterstrich die 1962 in Teheran geborene Künstlerin.
Israel hatte über mehrere Tage Ziele im Iran bombardiert, darunter Atomanlagen und militärische Stützpunkte des Regimes. Als Reaktion darauf beschoss der Iran Israel mit Raketen. Kurz vor Bekanntgabe einer Waffenruhe griffen auch die USA mit bunkerbrechenden Bomben in den Krieg ein. Israel und die USA hatten die Angriffe damit begründet, dass das Regime im Iran kurz vor der Entwicklung einer Atombombe stehe.
Trotz einer breiten Ablehnung des iranischen Regimes äußerte sich Forouhar kritisch zu einem von außen herbeigeführten Systemwechsel. „Mörderische Angriffe von außen sind keine Chance, sondern eine Gefahr“, sagte sie. Auch sie sei für eine grundlegende Veränderung des politischen Systems - „aber die muss durch die iranische Zivilgesellschaft herbeigeführt werden“. Die iranische Zivilgesellschaft habe das Potenzial, selbst für ihre Rechte einzustehen, „trotz der fortwährenden Unterdrückung“.
Parastou Forouhar hat zunächst an der Universität Teheran Kunst studiert und anschließend an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach ein Aufbaustudium absolviert. Ihre Werke wurden in Deutschland und international ausgestellt. Von 2019 bis 2024 hatte sie eine Professur an der Kunsthochschule Mainz inne.