Berlin (epd). Angesichts des vorzeitigen Stopps des Fonds Sexueller Missbrauch fordert der Verein „Gegen Missbrauch“ von der Bundesregierung zügig eine Nachfolgelösung, um Betroffene sexualisierter Gewalt weiter Hilfen zukommen zu lassen. Möglich sei eine gesetzliche Verankerung im Gesetz zur Stärkung der Strukturen gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen, sagte der Vorsitzende des Opferschutzvereins, Ingo Fock, am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Der Verein hatte zuvor Alarm geschlagen, weil das Geld im Fonds früher als gedacht aufgebraucht ist. Auf der Internetseite des Fonds wurde am Dienstag durch das Bundesfamilienministerium mitgeteilt, dass wegen eines erhöhten Antragsaufkommens nur noch bis zum 19. März dieses Jahres eingegangene Anträge bewilligt werden. Die verfügbaren Haushaltsmittel seien „vorzeitig erschöpft“, heißt es in der Mitteilung.
Bei dem Fonds können Betroffene seit 2013 Hilfen beantragen, die über Leistungen der Kranken- oder Pflegekassen oder andere Unterstützungen hinausgehen. Betroffenen sexueller Gewalt biete er eine niederschwellige und unbürokratische Unterstützung, sagte Fock.
Seit März steht die Zukunft dieser Hilfen insgesamt infrage. Wegen Kritik des Bundesrechnungshofs hatte das Familienministerium entschieden, den Fonds auslaufen zu lassen. Damals hieß es allerdings, dass noch bis Ende August Anträge gestellt werden können. Rückwirkend wurde diese Frist nun verkürzt.
In der damaligen Bundesregierung gelang keine Einigung in der Frage, wie Opfern künftig Hilfen ausgezahlt werden können. In der Mitteilung des Ministeriums aus dieser Woche hieß es, in der bisherigen Form könne das System nicht weitergeführt werden, „auch weil in den Haushaltsverhandlungen keine weiteren Mittel vorgesehen sind“. Unbürokratische und niedrigschwellige Hilfen seien aber weiterhin wichtig. In welcher Form das künftig geschehen könne, „wird zurzeit ausgelotet und braucht etwas Zeit“.