Mehr Aufklärung zu Genitalverstümmelung an Schulen gefordert

Mehr Aufklärung zu Genitalverstümmelung an Schulen gefordert

Koblenz (epd). Die Frauenrechtsorganisation Solwodi hat vor Beginn der Sommerferien bessere Aufklärungsangebote zu Genitalverstümmelung und Zwangsverheiratung an Schulen gefordert. Möglich seien etwa präventive Arbeit mit qualifiziertem Fachpersonal oder eine Verankerung im Lehrplan, erklärte die Organisation am Dienstag in Koblenz.

In den Sommerferien seien Mädchen und junge Frauen besonders gefährdet, zwangsverheiratet oder an ihren Genitalien verstümmelt zu werden, da sie mit ihren Familien häufig in die Herkunftsländer von Eltern oder Großeltern reisten. „Diese Reisen werden gezielt geplant, um traditionelle Praktiken durchzusetzen, die in Deutschland strafbar sind“, erklärte die Solwodi-Vorsitzende Maria Decker. Viele der betroffenen Mädchen wüchsen in patriarchalen Strukturen auf, ständen unter „massiven familiären Druck“ und wüssten nicht, wem sie vertrauen könnten. „Umso wichtiger ist es, dass Prävention frühzeitig ansetzt“, unterstrich Decker.

Die Zahl der Betroffenen lässt sich der Organisation zufolge kaum beziffern. Im vergangenen Jahr hätten sich mehr als 300 Frauen wegen drohender oder bereits vollzogener Zwangsverheiratung an Solwodi gewendet, weitere 100 wegen drohender oder vollzogener Genitalverstümmelung.

Zwangsverheiratung und weibliche Genitalverstümmelung hätten oft schwerwiegende Folgen, betonte die Organisation. So erlebten Betroffene häufiger häusliche und patriarchale Gewalt, hätten ein niedriges Selbstwertgefühl sowie Depressionen oder posttraumatische Belastungsstörungen. „Weibliche Genitalverstümmelung kann zusätzlich zu chronischen Schmerzen, Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt sowie zu anhaltenden gesundheitlichen Problemen führen.“

Der Name Solwodi steht für „Solidarity with Women in Distress“ (Solidarität mit Frauen in Not). Der Verein wurde 1985 von der im Jahr 2023 gestorbenen Ordensschwester Lea Ackermann gegründet. Inzwischen ist die Organisation nach eigenen Angaben bundesweit in 18 Städten mit insgesamt 21 Fachberatungsstellen sowie 14 Schutzeinrichtungen und Wohnprojekten für Frauen und Kinder in Not vertreten.