Frankfurt a.M. (epd). Nach dem Selbstmordanschlag mit mindestens 20 Toten auf eine griechisch-orthodoxe Kirche in Damaskus drängen Kirchen und Menschenrechtler auf einen besseren Schutz von Christen in Syrien. Die Morde sendeten die Botschaft aus, dass die Christen in Syrien an Leib und Leben gefährdet seien, erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Sonntagabend. „Und es ist zu befürchten, dass viele dies als Aufruf verstehen, dem Heimatland den Rücken zu kehren“, fügte der Limburger Bischof hinzu. Bätzing sprach von einem „Blutsonntag“. Der Anschlag trage die „Handschrift des islamistischen Terrorismus“.
Auch der Weltkirchenrat forderte nach dem Terroranschlag vom Sonntag einen besseren Schutz für Christen und andere Minderheiten in dem Land. Die Attacke auf Gläubige sei entsetzlich, schrieb der mehr als 580 Millionen Christen repräsentierende Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) am Montag an den griechisch-orthodoxen Patriarchen Johannes. Ein Angriff auf Gläubige inmitten des Gebets in einer Kirche sei ein Angriff auf den Glauben selbst. Die Attacke auf die Kirche St. Elias wurde laut der syrischen Übergangsregierung mutmaßlich von der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) verübt.
Die Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland äußerte ihren Schmerz über den Anschlag, der die griechisch-orthodoxe Kirche des heiligen Elias in der syrischen Hauptstadt traf. Den Angaben zufolge verübte ein Selbstmordattentäter ein Massaker unter den betenden Gläubigen. Dutzende Menschen wurden getötet oder schwer verletzt - unter ihnen auch Kinder, Frauen und Geistliche. Die Verantwortlichen in Syrien müssten den Schutz von Kirchen und christlichen Minderheiten ernst nehmen, sagte Metropolit Augoustinos von Deutschland, Exarch von Zentraleuropa und Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker bekräftigte ihre Warnung vor einer drohenden Gewalteskalation gegen Minderheiten in Syrien. „Die neuen syrischen Machthaber sind nicht gewillt, Minderheiten vor Angriffen zu schützen. Vielmehr gehören Kurden, Drusen, Alawiten und Schiiten zu ihren Hauptfeinden“, sagte Nahost-Referent Kamal Sido am Montag in Göttingen.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker forderte Politik und Medien in Deutschland auf, die neuen islamistischen Machthaber und die syrischen Milizen, die Ende 2024 die Macht in Damaskus übernommen hatten, nicht zu verharmlosen. „Die sunnitischen Milizen, die die Macht in Syrien übernommen haben, unterscheiden sich kaum vom IS. Daher haben diese Milizen auch seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs kein Interesse, den IS zu bekämpfen“, erklärte Sido.
Bis zum Beginn der Revolte gegen den damaligen Präsidenten Baschar al-Assad im März 2011 sei Syrien nach Ägypten das Land mit der größten christlichen Minderheit im Nahen Osten gewesen, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker: „Dort lebten zwei bis drei Millionen Gläubige.“ Heute werde ihre Zahl auf etwa 300.000 geschätzt, was etwa zwei Prozent der Gesamtbevölkerung entspreche.