Weniger Feiertage: Studie sieht keinen Wachstumseffekt für Wirtschaft

Weniger Feiertage: Studie sieht keinen Wachstumseffekt für Wirtschaft

Düsseldorf (epd). Die Hans-Böckler-Stiftung sieht keinen Zusammenhang zwischen einer Abschaffung gesetzlicher Feiertage und einer positiven Wirkung für die Wirtschaft. In einer am Freitag in Düsseldorf veröffentlichten Untersuchung von Zahlen des Statistischen Bundesamtes zieht die gewerkschaftsnahe Stiftung das Fazit, dass es für positive Effekte für die Wirtschaft durch verringerte Feiertage keinen empirischen Beleg gibt. Die Studienautoren ziehen Episoden in der bundesdeutschen Geschichte seit 1990 heran, in denen in einzelnen Ländern oder bundesweit Feiertage begrenzt oder dauerhaft abgeschafft beziehungsweise neu eingeführt wurden.

Die Studie blickt unter anderem auf die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Sachsen im Jahr 1995, dem Jahr der Streichung des Buß- und Bettages im Rest des Bundesgebietes. Unter Berücksichtigung, dass in Sachsen der wirtschaftliche Aufholprozess noch in vollem Gange war, zeige ein Vergleich mit den angrenzenden Ländern Sachsen-Anhalt und Thüringen: auch gegenüber diesen Ländern sei das BIP in Sachsen stärker gewachsen, obwohl diese Länder den Buß- und Bettag als Feiertag gestrichen hatten.

Ein weiteres Beispiel ist die Entwicklung der Wirtschaftsleistung im Jahr 2017 in den Bundesländern, die zuvor den Reformationstag nicht als gesetzlichen Feiertag begangen hatten, ihn aber in jenem Jahr feierten - im Vergleich zu ostdeutschen Bundesländern, in denen der Feiertag bereits gesetzlich verankert war. Zwar habe sich tatsächlich ein minimal stärkeres Wirtschaftswachstum in jenen Ländern gezeigt, in denen die Zahl der Feiertage nicht gestiegen war. Allerdings habe der Wegfall des Feiertags im Folgejahr in Ländern wie NRW, Bayern und Baden-Württemberg keinen positiven Effekt gehabt, hieß es.

Die Streichung eines Feiertags verspreche keinen direkten Weg zu mehr Bruttoinlandsprodukt (BIP) oder Wachstum, erklärten die Autoren Sebastian Dullien, Alexander Herzog-Stein und Ulrike Stein und widersprachen Vorstößen, die eine Steigerung der Wirtschaftsleistung in Deutschland zum Ziel haben. Statt der Anzahl von Feiertagen sei vielmehr die Nachfragesituation der Unternehmen der bestimmende oder begrenzende Faktor für die Produktion, erklärten sie.

Aus der einfachen Beobachtung einer höheren Produktion in Monaten mit mehr Arbeitstagen lasse sich keine Kausalität von der Zahl der gesetzlichen Feiertage zur gesamtwirtschaftlichen Produktion ziehen, betonten die Forscher.