Früheres Notaufnahmelager Gießen erinnert an Flucht und Vertreibung

Früheres Notaufnahmelager Gießen erinnert an Flucht und Vertreibung

Gießen (epd). Aus dem 1946 eröffneten Notaufnahmelager Gießen ist ein Lern- und Erinnerungsort geworden, der an Hunderttausende Menschen erinnern soll, die aus der DDR und anderen osteuropäischen Staaten nach Westdeutschland geflohen sind. In der neuen Gedenkstätte „begegnen wir einem Kapitel Nachkriegsgeschichte, das vielen gar nicht mehr präsent ist“, sagte der frühere Bundespräsident Joachim Gauck einer Mitteilung der Hessischen Landesregierung zufolge am Dienstag bei der Eröffnung. Diese Nachkriegsgeschichte gelte es für die jüngeren und nachfolgenden Generationen zu bewahren. Sie erinnere an Flucht, Vertreibung und Neuanfang.

Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) bezeichnete die Gedenkstätte als „Leuchtturm, der weit über Hessen hinausstrahlt“. Das ehemalige Notaufnahmelager könne sowohl Diktaturerfahrung als auch positive Demokratiegeschichte vermitteln. Heimatvertriebene, DDR-Flüchtlinge und auch Asylsuchende hätten hier die ersten Schritte eines Lebens in Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gemacht.

Das Notaufnahmelager Gießen war laut Mitteilung von 1946 bis 1989 eine zentrale Anlaufstelle für fast eine Million Menschen. Von 1993 bis 2018 wurde das Gelände als Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen für Asylsuchende genutzt. In die Gedenkstätte wurden 6,8 Millionen Euro investiert. Das Land übernahm davon rund fünf Millionen Euro, den Rest bezahlte der Bund.