Bad Freienwalde (epd). Nach dem Angriff auf ein Fest für Vielfalt und gegen Rechtsextremismus im brandenburgischen Bad Freienwalde ist offenbar ein erster Tatverdächtiger ermittelt worden. Dies berichtete der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) am Dienstag unter Berufung auf Polizeiquellen. Laut RBB soll es sich um einen jungen Mann aus Brandenburg mit Bezügen zur rechtsextremen Szene handeln.
Die Polizei und die zuständige Staatsanwaltschaft in Frankfurt an der Oder wollten sich auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) nicht dazu äußern. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte, dies habe „ermittlungstaktische Gründe“.
Bei dem Überfall auf die Versammlung „Für ein buntes Bad Freienwalde“ am Sonntag wurden nach Polizeiangaben mehrere Menschen attackiert, von denen einige der queeren Community angehören. Dabei sollen auch Schlagwerkzeuge oder Holzstöcke benutzt worden sein. Mindestens zwei Menschen hätten dadurch leichte Verletzungen erlitten, hieß es. Als Täter seien 10 bis 15 teils vermummte Personen benannt worden.
Der Leiter des Netzwerks „Tolerantes Brandenburg“ begrüßte die Unterstützung für die Betroffenen. Solche Angriffe seien Anlass zur Sorge, sagte der Politologe und evangelische Theologe Alfred Roos den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ (Dienstag, online). Es gebe jedoch auch einen anderen Effekt. „Zugleich tritt eine Solidarisierung ein“, sagte Roos: „Das macht Hoffnung.“
Er sehe Brandenburg nicht vor einer erneuten Welle verbreiteter rechtsextremer Gewalt. Die queeren Communitys berichteten heute, „dass sie in der Regel nicht alleine stehen, dass sie Unterstützung vor Ort, auch durch Kommunalverantwortliche erleben“. Die Lage sei aus seiner Sicht „eine völlig andere als in den 90er Jahren, auch wenn solche Überfälle bedrückend sind“, sagte Roos: „Verantwortungsträger haben heute diese Gefahren anders im Blick.“