Kommission: Missbrauch in Heimen noch lange nicht aufgearbeitet

Kommission: Missbrauch in Heimen noch lange nicht aufgearbeitet

Berlin (epd). Die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs sieht große Defizite im Umgang mit früheren Heimkindern, die sexualisierte Gewalt erfahren haben. Die Betroffenen hätten bislang nicht die Qualität von Anerkennung und Hilfe erfahren, „die dem Leid gerecht würde“, sagte Kommissionsmitglied Heiner Keupp am Dienstag in Berlin. Er äußerte sich vor einer öffentlichen Anhörung von Menschen, die als Kinder oder Jugendliche in Heimen, Jugendwerkhöfen oder anderen Einrichtungen der stationären Kinder- und Jugendhilfe Opfer sexualisierter Gewalt wurden.

Den bisherigen Umgang mit Betroffenen bezeichnete Keupp als „halbe Aufarbeitung“. Er verwies auf den „Runden Tisch Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren“ und die beiden vorübergehend eingerichteten Entschädigungsfonds für Betroffene aus der Bundesrepublik und der DDR. Die Informationen darüber hätten viele Betroffene gar nicht erreicht, auch die maximale Auszahlung von 10.000 Euro pro Person sei zu gering gewesen, kritisierte Keupp. Generell sei das Leid der früheren Heimkinder „nicht im Bewusstsein der Gesellschaft verankert“.

Der Psychologe forderte unter anderem eine öffentliche Veranstaltung im Bundestag, bei der Betroffene zu Wort kommen und Vertreterinnen von Staat, Kirche und Zivilgesellschaft ihnen zuhören und Verantwortung übernehmen. Außerdem empfahl Keupp die Übernahme eines Modells aus Österreich: Dort bekämen Missbrauchsbetroffene aus dem Heim-Kontext einen Rentenaufschlag von 300 Euro im Monat - „warum schaffen wir das nicht?“