Gerhart Baums Witwe findet Trost an seinem Schreibtisch

Gerhart Baums Witwe findet Trost an seinem Schreibtisch

Köln (epd). Der im Februar verstorbene frühere Bundesinnenminister und FDP-Politiker Gerhart Baum hat bis kurz vor seinem Tod an seinem letzten Buch „Besinnt euch!“ gearbeitet, das nun posthum erscheint. Zwar habe es von Ärzten in der Klinik Hinweise auf das nahende Ende gegeben, sagte Baums Witwe Renate Liesmann-Baum dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Freitag). „Diese Hinweise wurden gehört, aber ignoriert, auch von mir.“ Sie hätten gemeinsam entschieden: „Wir machen weiter. Wir machen das Büchlein fertig.“

Seine unbändige Lebenskraft habe Gerhart Baum bis zum Ende im Kopf fit gehalten, sagte Liesmann-Baum weiter. „Sein Kopf? Der flog! Ich habe mir oft vorgestellt, der Körper wird immer weniger und irgendwann löst sich der Kopf, und der lebt dann ewig.“ An seinem Scheibtisch fühle sie sich ihrem Mann immer noch nah, erzählte die Witwe. „Da sind seine Bücher, da sind seine Gedanken, Notizen, Berge von Papieren, ausgeschnittene Artikel, da liegt seine Brille, die er bis zuletzt trug. Seine Welt, immer noch. Hier finde ich Trost und Kraft.“

Der am 15. Februar gestorbene ehemalige Bundesinnenminister und FDP-Politiker galt als wichtiger Vertreter der sozial-liberalen Strömung innerhalb der Partei. Bis zuletzt mischte er sich in politische Debatten ein. Wiederholt warnte er etwa vor dem Aufstieg der AfD, die er als Gefahr für die Demokratie wahrnahm, oder rief zum Schutz des Grundgesetzes auf. Auch sein letztes, rund 70 Seiten umfassendes Werk „Besinnt euch! Das Vermächtnis eines großen Liberalen“ ist ein Plädoyer für Freiheit und Menschenwürde.