Genf (epd). Israels Streitkräfte haben laut einer UN-Untersuchung mehr als 90 Prozent der Schul- und Hochschulgebäude im Gaza-Streifen beschädigt oder zerstört. Mehr als 658.000 Kinder in dem umkämpften Gebiet seien seit 20 Monaten nicht mehr unterrichtet worden, teilte die UN-Untersuchungskommission zu den besetzten palästinensischen Gebieten am Dienstag in Genf mit. Zudem hat Israels Armee demnach mehr als die Hälfte der religiösen und kulturellen Stätten und Einrichtungen im Gaza-Streifen zerstört.
Die Kommission unter dem Vorsitz der Juristin Navi Pillay aus Südafrika sprach von einem weitreichenden und unaufhörlichen Angriff auf das palästinensische Volk. Israel verübe Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, sagte sie.
„Wir sehen immer mehr Anzeichen dafür, dass Israel eine konzertierte Aktion durchführt, um das palästinensische Leben in Gaza auszulöschen“, sagte Pillay. „Israels gezielte Angriffe auf das erzieherische, kulturelle und religiöse Leben des palästinensischen Volkes schaden den jetzigen und künftigen Generationen und behindern ihr Recht auf Selbstbestimmung.“
Im Westjordanland, einschließlich Ostjerusalem, leide das Bildungssystem unter den zunehmenden israelischen Militäroperationen, dem Schikanieren von Schülern, Zerstörungen und Siedlerangriffen. Mehr als 806.000 palästinensische Schüler seien davon betroffen, kritisierte Pillay. Israel habe wenig unternommen, um jüdische Siedler, die absichtlich Bildungseinrichtungen und Schüler angreifen, strafrechtlich zu verfolgen.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas hat im Gaza-Streifen eine humanitäre Katastrophe ausgelöst. Nach UN-Angaben sind die rund zwei Millionen Bewohnerinnen und Bewohner des Gebiets akut davon bedroht zu verhungern. Ausgelöst wurde der jüngste Nahost-Krieg durch den Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023. Israel reagierte mit massiven Bombardierungen, Bodentruppen und der über Monate kompletten Abriegelung des Gebiets. Die Kommission arbeitet im Auftrag des UN-Menschenrechtsrates.