Frankfurt a.M. (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, hat am Pfingstsonntag zur Verteidigung von Demokratie und Menschenwürde aufgerufen. Auch dürfe das Grundrecht auf Asyl niemals zur Disposition stehen, sagte sie in ihrer Predigt in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, rief in seiner Pfingstpredigt in Limburg zum sozialen Miteinander auf.
Der Geist des Friedens und der Verständigung sei derzeit in höchster Gefahr, sagte die Hamburger Bischöfin Fehrs. Viele Menschen machten sich derzeit angesichts von Kriegen und „furchtbaren Menschenrechtsverletzungen“ Sorgen um die Zukunft. Umso wichtiger sei es, als Christenmenschen „interkulturelle Pfingstoffenheit“ zu behalten. Das Grundrecht auf Asyl dürfe niemals zur Disposition stehen, „gerade in unserem Land nicht. Ein Grundrecht der Menschlichkeit, schon aus biblischer Tradition nicht verhandelbar“, betonte Fehrs.
Christen müssten einstehen „für eine Gesellschaft, die die Würde des Menschen verteidigt, unabhängig von Herkunft oder Aussehen oder Fähigkeiten. Für unser Land, in das fast jeder dritte Mensch eine Migrationsgeschichte einbringt und das dadurch vor allem stark geworden ist. Für unsere Demokratie, die wir noch immer als die beste Staatsform verstehen, und für die wir uns gerade jetzt mit aller Kraft, die uns zur Verfügung steht, einsetzen müssen“, sagte Fehrs.
Die Theologin rief dazu auf, sich nicht mit dem Schrecken über so viel Unfrieden abzufinden. „Zukunft braucht Aufbruch. Unseren Lebensmut. Vertrauen, dass jeder Mensch die Welt verändern kann. Das ist für mich in diesem Jahr die besondere Kraft der Pfingsten.“ Pfingsten gilt als „Geburtstag der Kirche“. Es erinnert an die Ausschüttung des Heiligen Geistes und ist nach Weihnachten und Ostern das dritte Hauptfest im christlichen Kirchenjahr.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bätzing, rief zum sozialen Miteinander auf: „Denn wir Menschen sind nicht dafür gemacht, um uns selbst zu kreisen und unser Dasein zu sichern. Sich entfalten, wachsen, kommunizieren und Gemeinschaft erfahren, das macht doch das Leben erst wirklich lebenswert“, sagte der Limburger Bischof am Sonntag im Limburger Dom. Bätzing machte die Kostbarkeit des Atmens zum Thema seiner Pfingstpredigt. Auch die Gottesbeziehung lebe davon, „dass wir mit unserem Atem zu Gott sprechen, ihn singend preisen oder still dem Atem des Betens in uns lauschen.“
Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, äußerte in seiner Predigt die „Sorge vor einem Zivilisationsrückschritt“, wenn der Freiheitsbegriff falsch verstanden werde. „Das Menschsein beginnt mit dem Geist der Kooperation und nicht mit Gewalt und der Unterwerfung anderer“, sagte er am Sonntag im Münchner Liebfrauendom. Er warnte vor einer „Perversion der Freiheit“: „Freiheit vollendet sich in der Liebe! Nicht in Macht, der Herrschaft über andere oder Ausbeutung“, so Marx.
Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Christiane Tietz, wies in ihrer Pfingstbotschaft auf die verständigende Kraft von Gottes Geist hin. Das gegenseitige Verstehen sei eine Herausforderung und müsse immer wieder neu gesucht werden, heißt es in der in Darmstadt verbreiteten Botschaft.